Großübung in der Uelzener Innenstadt: Polizei und Rettungskräfte meistern simulierte Terror-Situation
Von Michael Michalzik
Uelzen. Mehr als 420 Einsatzkräfte haben am heutigen Mittwochabend an einer Großübung mitten in Uelzen teilgenommen, wie es sie in dieser Form noch nicht gegeben hat. Kräfte von Bundespolizei, Landespolizei, der Uelzener Feuerwehren, der Johanniter und des DRK waren im Einsatz, um gegen einen angenommenen Terroranschlag und dessen Folgen vorzugehen.
Rolf Wehrmeister, Sprecher der Bundespolizeiabteilung Uelzen, skizzierte die Übungslage: Extremistische Gewalttäter haben erst an einem Ort im Umfeld der Hansestadt zugeschlagen, seitdem hat die Polizei Kenntnis von einer Gefährdungslage. Das nächste Ziel der acht mit Langwaffen ausgerüsteten Unbekannten: Das alte Kreishaus, von dem für die Übung angenommen wurde, dass es noch im regulären Verwaltungsbetrieb ist. Ein Transporter fällt auf, aus dem Unbekannte Kisten entladen. Sprengstoff? Über die alte Zulassungsstelle verschaffen sich die Aggressoren Zugang zum Gebäude, Schüsse fallen, Geiseln werden genommen.
Polizeibeamte aus den Hundertschaften übernehmen die Rollen der Angreifer, bei solchen Übungen auch „Störer“ genannt. „Auch die geschminkten ‚Opfer‘ sind Kollegen“, erklärt Wehrmeister. Schiedsrichter achten unter anderem darauf, ob die gemeinsamen Schnittstellen aller Akteure reibungslos funktionieren.
Es soll ein langer Einsatzabend werden, dem intensive, wochenlange Vorbereitungen vorausgegangen sind: Polizeikräfte gehen zunächst von zwei Seiten gegen die "Angreifer" vor, befreien die "Geiseln". Im alten Kreishaus flackert gleißendes Licht, Schüsse fallen - natürlich Platzpatronen. Oben auf der höchsten Ebene des Markt-Center-Parkhauses sammeln sich Schaulustige. Nun ist es Sache der Rettungskräfte, die Verletzten zu bergen. An der Katzenbuckel-Brücke wird eine Station aufgebaut. Wegen der Zahl der Opfer muss das Triage-Verfahren angewandt werden, bei dem die Opfer nach Schwere der Verletzungen sortiert werden.
Auf dem Herzogenplatz ebenfalls spektakuläre Bilder: Das DRK Uelzen hat voll aufgefahren, der Platz ist in blinkendes Blau getaucht. Mit im Einsatz ist auch die Psychosoziale Notfallversorgung, auch wenn es zum Glück keine echten Opfer zu beklagen gibt - die freiwilligen Helfer und Helferinnen sind da, falls Zuschauern angesichts der höchst realistischen Übung mulmig wird.
Die Feuerwehr hat ebenfalls einen anstrengenden Abend: „Wir sind mit allem da, was wir haben“, so Sprecher Simon Märtens. Denn die Brandschützer müssen eingreifen, als sich übungshalber im Keller des alten Kreishauses Rauch entwickelt. Sechs Menschen werden dort vermisst und müssen geborgen werden.
Auch wenn erst Donnerstag die abschließende Besprechung erfolgt: Schon am Mittwoch steht fest - die Koordination hat ausgezeichnet funktioniert. Uelzen ist auch für schwere Einsatzlagen gerüstet - die hoffentlich nie Wirklichkeit werden.
Fotos: Michalzik