Uelzen/Landkreis. Die Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen hat die soeben die Kriminalstatistik 2024 veröffentlicht. Dabei zeigt: Hinter den Beamten des Polizeikommissariats Uelzen liegt ein ereignisreiches Jahr 2024 zurück. Nach dem verheerenden Brand im Klinikum zu Beginn des Jahres kam es im Sommer zu einem Tötungsdelikt am Bahnhof, welches sowohl in der Gesellschaft als auch innerhalb der Polizei zu Betroffenheit führte. Durch eine nicht nachlassende Ermittlungsintensität der zuständigen Ermittlerinnen und Ermittler konnte der tödliche Handtaschenraub aus dem Juli 2023 aufgeklärt werden.
Viele weitere erfolgreiche Ermittlungen führten zu einer Gesamtaufklärungsquote von 70,15%. Diese liegt 7,38% über dem Landesschnitt (62,77%) und verzeichnet abermals einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Das Polizeikommissariat Uelzen erfasste im Jahr 2024 insgesamt 6.127 Straftaten. Damit gibt es einen leichten Rückgang der Fallzahlen, wenngleich das Gesamtbild auf einem ähnlichen Niveau bleibt (2023: 6.268 Straftaten).
Der Dienststellenleiter des Polizeikommissariats Uelzen, Polizeioberrat Malte Ramme, zeigt sich mit der Entwicklung der Zahlen zufrieden: „Wir haben einen Rückgang der Straftaten im Jahr 2024 erlebt und zeitgleich die Aufklärungsquote auf dem hohen Niveau weiter verbessert. Mein ausdrücklicher Dank gilt allen Mitarbeitenden des Polizeikommissariats Uelzen, die durch ihre intensive Arbeit die Sicherheit in Uelzen auch in diesem Jahr statistisch unterstreichen. Außerdem möchte ich meinen Mitarbeitenden ein Kompliment für die professionelle Abarbeitung der teilweise belastenden Einsatzlagen aussprechen.“
Eigentumskriminalität
Bei den Diebstahlsdelikten ist ein leichter Anstieg um 2,85% von 1.859 auf 1.912 Delikte festzustellen. Dieser Wert liegt dicht an dem Anstieg auf Polizeiinspektionsebene mit 3,15%. Bei genauerer Betrachtung der Einbruchsdelikte zeigt sich, dass ein Rückgang der Delikte im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls von 48 auf 35 Fälle vorliegt. Im Gegensatz dazu sind die Zahlen im Bereich des Tageswohnungseinbruchs von 12 auf 39 Taten angestiegen. Die Uelzener Polizei hat auf diesen Anstieg im vergangenen Jahr mit gezielten Ermittlungen reagiert, sodass eine beachtliche Aufklärungsquote von 41,03% zustande kam. Hintergrund des Anstieges war unter anderem eine Serie, die Ende 2023 begann. Bei dieser wurden überregionale Täter ermittelt, welche die Taten nicht nur im Landkreis Uelzen begangen haben. Die Anzahl der Ladendiebstähle ist rückläufig. Im Jahr 2023 wurden 491 Fälle bekannt. Im Jahr 2024 waren es 426, sodass ein Rückgang von 13,24% vorliegt. Dabei ist die Aufklärungsquote um 4,22% auf 95,31% angestiegen.
214 der polizeiinspektionsweit 1.476 Fahrraddiebstähle sind aus dem Bereich des Polizeikommissariats Uelzen. Das macht einen Rückgang von 28,67% bei den Uelzener Fallzahlen aus. Ein enormer Anstieg ist bei den Taschendiebstählen zu verzeichnen. Waren es im Jahr 2023 insgesamt 54 Fälle, wurden 2024 insgesamt 114 Fälle erfasst. Der Anstieg von 111,11% lässt sich mit einer Serie an Taschendiebstählen im Bahnhofsbereich sowie der Innenstadt ab Januar 2024 erklären. Ein Großteil dieser Serie konnte durch umfangreiche Ermittlungen aufgeklärt werden. Verdächtigt ist dabei eine Gruppe Jugendlicher beziehungsweise Heranwachsender im Alter von 16 bis 23 Jahren. Die Diebstähle von Kraftfahrzeugen (einschließlich unbefugter Ingebrauchnahme) haben zugenommen. Die Fallzahl im Jahr 2024 liegt bei 19. (2023: 9). Dabei handelte es sich vornehmlich um Pkw-Komplett-Entwendungen professioneller Tätergruppierungen. Auch bei den Diebstählen an/aus Pkw ist ein leichter Anstieg von 13,33% auf insgesamt 119 Fälle erkennbar (2023: 105). Dabei prüfen die Diebe erfahrungsgemäß, ob sich Wertsachen in den verschlossenen oder unverschlossenen Fahrzeugen befinden. Die Polizei weist hin: „Lassen Sie ihre Wertsachen nicht im Fahrzeug zurück und schließen Sie es immer ab. Das gilt auch bei nur kurzzeitigem Verlassen oder auf dem eigenen Grundstück.“
Im Rahmen einer Serie von Diebstählen aus Fahrzeugen konnte durch intensive Ermittlungsarbeit im Oktober 2024 ein 52-Jähriger festgenommen werden. Ihm alleine wurden über 20 Taten zur Last gelegt.
Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit
Unter Rohheitsdelikte fallen Körperverletzungsdelikte, Straftaten gegen das Leben und Raubdelikte. Bei Straftaten gegen die persönliche Freiheit handelt es sich um Delikte, die die Bewegungsfreiheit oder Selbstbestimmung einer Person beeinträchtigen. Dazu gehören u.a. Nötigung und Freiheitsberaubung. Bei den Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit ist der Trend mit -0,98% leicht rückläufig - von insgesamt 1.123 Taten im Jahr 2023 zu 1.112 Taten im Jahr 2024. Diese Veränderung verläuft entgegen der Zahlen der gesamten Polizeiinspektion (+13,07%) und dem Land Niedersachsen (+2,96%). Bei den Raubdelikten ist ein starker Rückgang zu verzeichnen. Weniger als die Hälfte der Deliktszahlen aus 2023 (70) wurden im Jahr 2024 (33) registriert.
Das macht einen Rückgang von 52,86%. Insbesondere der Rückgang der Raubüberfälle in Wohnungen und auf Straßen, Wegen oder Plätzen sind mit -75% und -76,47% dafür verantwortlich. Bei den Körperverletzungsdelikten ist ein leichter Anstieg von 700 auf 726 wahrzunehmen. Dieser liegt mit 3,71% jedoch unter dem polizeiinspektionsweiten Anstieg von 13,07%. Ebenfalls rückläufig im Vergleich zum Jahr 2023 sind die Fallzahlen im Bereich der Bedrohungen (- 4,15%) und Nachstellungen (-11,76%). Ein Anstieg von 20,90% ist bei den Nötigungen zu verzeichnen.
Polizeioberrat Malte Ramme, Leiter des Polizeikommissariats: „Wir sind froh, dass wir im Bereich der Rohheitsdelikte einen Rückgang der Fallzahlen verzeichnen können. Insbesondere bei den Raubdelikten ist der Rückgang deutlich. Es zeigt sich mal wieder, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner unseres Landkreises sicher fühlen können und wir mit unserer Präsenz Straftaten in diesem Bereich vorbeugen.“
Straftaten gegen Einsatzkräfte
Insgesamt 136 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in Uelzen im Jahr 2024 Opfer von Gewalt. Zu den Gewaltdelikten gegen Einsatzkräfte gehören Nötigungen (3), Bedrohungen (5), Widerstände (24) und tätliche Angriffe (26). Insgesamt kam es zu 58 Straftaten zum Nachteil von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten. Vier sonstige Rettungskräfte wurden ebenfalls Opfer von Gewalt. Damit ist die Zahl im Vergleich zu 2023 (210) rückläufig auf einem weiterhin hohen Niveau.
Polizeipräsident Thomas Ring dazu: „Hilfe von Menschen in Not sowie der Schutz unserer Demokratie und der Rechte jeder und jedes Einzelnen: Das ist der Antrieb aller Polizistinnen und Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte. Jeder Angriff auf eine Polizeibeamtin oder einen Polizeibeamten stellt einen Angriff auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung dar. Solche Angriffe sind absolut inakzeptabel. Auch in Zukunft werden wir konsequent alle Maßnahmen ergreifen und gemeinsam mit Gewerkschaften und Verbänden so zeigen, wie entschlossen wir solche Taten verurteilen und mit welcher Härte wir diese strafrechtlich und auch auf menschlicher Ebene verfolgen.“
Häusliche Gewalt
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Uelzen wurden 337 Fälle von Häuslicher Gewalt im Jahr 2024 erfasst. Im Jahr 2023 waren es noch 297 erfasste Fälle. Die Polizei arbeitet seit Jahren aktiv daran, dass erwartungsgemäß große Dunkelfeld aufzuhellen und somit Betroffenen mehr Schutz zu ermöglichen. Ein Resultat dessen sind die steigenden Fallzahlen, auch aufgrund eines gesteigerten Anzeigeverhaltens durch die Opfer. Mit 222 Fällen sind ein Großteil der Taten im partnerschaftlichen Bereich zu finden. Der Großteil der Opfer ist weiterhin weiblich. Polizeioberrat Malte Ramme dazu: „Häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern eine Straftat! Fast jeden Tag im Jahr wird im Landkreis Uelzen jemand Opfer häuslicher Gewalt. Die steigenden Fallzahlen sind alarmierend und zeigen, dass wir als Gesellschaft hinsehen und handeln müssen. Ich rufe alle Betroffenen dazu auf, sich Hilfe zu holen und Straftaten konsequent zur Anzeige zu bringen. Sie sind nicht alleine! Wir als Polizei nehmen jede Meldung ernst und setzen uns mit aller Konsequenz dafür ein, Täterinnen und Täter zur Verantwortung zu ziehen und Opfer zu schützen.“
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Die Anzahl Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist entgegen des polizeiinspektionsweiten Trends (leichter Anstieg) in Uelzen um 10,39% auf insgesamt 207 Fälle gesunken. Dies impliziert auch die Verbreitung pornografischer Inhalte (-29,69%). Betrugsdelikte Im Jahr 2024 wurden 991 Fälle von Betrug und Erschleichen von Leistungen erfasst. Das macht einen Anstieg von 40,17%. Die Delikte im Bereich des sogenannten Callcenter-Betruges mit den Phänomenen Falscher Amtsträger, Enkeltrick, Schockanrufe oder Gewinnbenachrichtigungen finden sich aufgrund desmgrößtenteils im Ausland befindlichen Tatortes zumeist nicht in der PKS wieder. Für diesen Bereich setzt die Polizei weiterhin auf ein vielseitiges Präventionsangebot.
Bei Häufungen entsprechender Anrufe werden Hinweise über die sozialen Medien (insbesondere über den neuen WhatsApp-Kanal) geteilt.
Betäubungsmitteldelikte/Konsumcannabisgesetz
Eine Betrachtung der Auswirkungen der Cannabislegalisierung findet fortlaufend statt und befindet sich in einem stetigen Prozess der Qualitätskontrolle. Da die Datenerfassung zu Verstößen nach dem Konsumcannabisgesetz (KCanG) und dem Medizinalcannabisgesetz (MedCanG) im Jahr 2024 noch nicht anhand angepasster Erfassungskriterien erfolgen und eine automatisierte Auswertung nach den bekannten Qualitätsstandards der PKS nicht vorgenommen werden konnte, sind die nach- folgenden Zahlen in ihrer Aussagekraft eingeschränkt. Ein kursorischer Überblick über die Entwick- lung der Cannabisdelikte vor und nach der Teillegalisierung lässt sich jedoch ableiten. Niedersachsenweit ist bei den Cannabisdelikten ein deutlicher Rückgang von mehr als 50% zu ver- zeichnen. Diese Entwicklung kann allerdings nicht nur positiv bewertet werden. Der noch gewach- sene Cannabis-Bedarf kann weder durch Eigenanbau, noch durch Anbau-Vereinigungen gedeckt werden. Die Folge daraus ist vermutlich, dass die Beschaffung zu einem großen Teil weiterhin auf dem illegalen Markt erfolgt. Erwartungsgemäß sind die Fallzahlen zu den Betäubungsmitteldelikten mit der Teillegalisierung von Cannabis gefallen. In Uelzen ist die Zahl von 501 Fällen im Jahr 2023 auf 241 Fälle im Jahr 2024 gefallen. Somit ergibt sich eine Veränderung um -51,90%. Zu den 241 Fällen aus dem Jahr 2024 gehören 15 Straftaten gegen das Konsumcannabisgesetz. Landesweit ist liegt der Rückgang von Betäubungsmitteldelikten im Jahr 2024 bei 38,01% im Vergleich zum Vorjahr.
Straftaten mit Stichwaffen
2024 wurden insgesamt 22 Straftaten mit Stichwaffen erfasst. Dazu gehören hauptsächlich gefährliche Körperverletzungen sowie Bedrohungen. Diese wurden ausschließlich mit Messern begangen. Im Jahr 2023 lag die Gesamtzahl noch bei 37. Somit ist ein Rückgang von 15 Fällen festzustellen. Verstöße durch das Mitführen von Messern sind hierbei nicht erfasst.
Schwerpunktmaßnahmen für 2025
- Intensivierung der Maßnahmen im Themenfeld „Eigentumsdelikte“ – Die Bekämpfung der Eigentumskriminalität (Wohnungseinbruchdiebstähle, Fahrraddiebstähle, Diebstahl an/aus Kfz, etc.) bleibt wichtiger Bestandteil der polizeilichen Arbeit und erfährt ein intensives Monitoring. Besonders der Bereich der Wohnungseinbrüche bleibt aufgrund des schwerwiegenden Eingriffes in die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger weiter im Fokus unserer Polizeiarbeit.
- Intensivierung der Maßnahmen im Themenfeld „Sexualdelikte/Kinderpornografie“
- Fortführung der erfolgreichen Präventionskampagnen (Verkehrs-, Kriminal- und Jugendprävention)
- Intensivierung der Maßnahmen im Hinblick auf Häusliche Gewalt und damit einhergehend die Netzwerkarbeit mit anderen Behörden für einen ganzheitlichen Ansatz (z.B. runder Tisch gegen Gewalt in der Familie)
Die Leiterin der Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen, Leitende Polizeidirektorin Stefanie Lerche, zeigte sich erfreut über die erneut gesteigerte Aufklärungsquote im gesamten Bereich, aber auch besorgt im Hinblick auf den Anstieg der Gewaltdelikte: „Trotz eines Anstiegs der Fallzahlen im Jahr 2024 gelang es, die Aufklärungsquote auf dem hohen Vorjahresstand zu halten und sogar leicht zu verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es professionelle und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die haben wir in unserer Polizeiinspektion und diesen gilt mein besonderer Dank. Für mich ist der erneute Anstieg der Rohheitsdelikte besonders bedenklich. Diese Entwicklung darf uns nicht gleichgültig lassen – sie betrifft uns alle. Es wurden insgesamt 4.724 Gewaltdelikte für den Polizeiinspektionsbereich und somit 546 Fälle mehr als im Vorjahr polizeilich bekannt. Gewalt ist kein isoliertes Problem der Polizei, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, der wir gemeinsam begegnen müssen. Jede Tat hinterlässt Spuren – bei den Opfern, ihren Familien und in unserer gesamten Gesellschaft. Wir als Polizei tun alles, um Täterinnen und Täter zu ermitteln und Straftaten zu verhindern. Aber Prävention beginnt nicht erst bei uns. Sie beginnt in den Familien, in Schulen oder auch in der Nachbarschaft. Auch der Umgang und das Verhalten gegenüber Polizistinnen und Polizisten spiegelt sich in den Zahlen der Gewaltdelikte wider. 398 Polizistinnen und Polizisten wurden im Jahr 2024 im Rahmen ihrer Amtsausübung in unserer Polizeiinspektion Opfer von Gewalt. Damit sind die Zahlen zwar gesunken, befinden sich aber dennoch auf einem hohen Niveau. Die hohe Aufklärungsquote der Rohheitsdelikte von 90,60% verdeutlicht unsere klare Haltung als Polizei gegenüber gewalttätigem Verhalten. Auch in Zukunft werden meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konsequent handeln und die Täterinnen und Täter verfolgen. In unserem Alltag gilt es, einen respektvollen und gewaltfreien Umgang zu pflegen. Setzen Sie sich für ein respektvolles Miteinander ein, denn nur gemeinsam können wir für ein sicheres Zusammenleben sorgen. Hierzu kann jede und jeder Einzelne einen Beitrag leisten. Für die Sicherheit in unseren drei Landkreisen setzen wir daher auch auf die enge Zusammenarbeit mit den Landkreisen und Kommunen, den anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben und unseren Netzwerkpartnerinnen und -partnern in der Präventionsarbeit. Auch in Zukunft bedarf es vielfältiger Anstrengungen, um die erfolgreiche Arbeit fortzuführen und die Kriminalität auch durch intensive Prävention und Präsenz zu minimieren bzw. zu verhindern. Gemeinsam können wir eine sichere und lebenswerte Region in Nord-Ost-Niedersachsen gestalten.“
Foto: Michalzik