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Blaulicht

Tuningszene und selbst ernannte Stunt-Biker: Uelzener Polizei ermittelt erfolgreich durch Social-Media-Auswertung

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Von Michael Michalzik

Uelzen/Landkreis. Klare Erkenntnis: Es gibt keine Uelzener Tuning-Szene als gefestigte Struktur, die in größerem Umfang Probleme machen könnte. Im Gegenteil: Speziell geschulte Beamte haben seit geraumer Zeit vertrauensvolle Kontakte zu den Fans getunter Autos aufgebaut. Im vorigen Jahr kamen 200 von ihnen zu einem Talk, zu dem die Polizei eingeladen hatte, auf den Hammersteinparkplatz. Das ist die positive Bilanz eines Workshops zum Thema „Poser“, der jetzt für Beamte des Polizeikommissariats Uelzen stattfand.

Wie Polizeisprecherin Julia Westerhoff im Gespräch mit den Uelzener Nachrichten berichtet, gibt es dennoch eine Gruppe, die den Beamten Sorge bereitet. Dabei handelt es sich in erster Linie um Motorradfahrer. Im Landkreis fielen vor allem junge Zweiradfahrer auf, die ihre Maschinen teils so stark umbauten, dass sich kaum noch Originalteile daran befanden. Gewichtsreduzierung und Leistungssteigerung führen oft dazu, dass die jungen Fahrer auf Maschinen sitzen, für die sie keine Fahrerlaubnis besitzen. Mit geringer Fahr-Erfahrung sind die Nachwuchsbiker dann auf ziemlich leistungsstarken Maschinen unterwegs, manche von ihnen versuchen, sich als "Stunt-Biker" zu beweisen und halten das auch gern per Videoaufnahme fest.

Ein Novum bei der Polizei Uelzen: Erstmals werteten die Beamten Videos in den Sozialen Medien aus, die Fans ihrer eigenen Maschinen und ihrer eigenen Fahrweise online gestellt hatten.  80 ermittelte Straftaten kamen insgesamt im vorigen Jahr traurigerweise zusammen. Schwerpunktmäßig war die Polizei Bad Bevensen tätig.

Dabei geht es der Polizei aber bei weitem nicht nur darum, dass jemand auf einer aufgemotzten Maschine unterwegs ist – es geht vor allem um die Sicherheit der Biker und anderer Verkehrsteilnehmer. Westerhoff erinnert an zwei traurige Fälle der vergangenen Monate: Im vorigen Jahr starb ein Motorradfahrer, als er offenbar sehr stark aus dem Hammersteinkreisel herausbeschleunigte, stürzte und dabei sein Leben verlor. Im zweiten Fall beschleunigte ein Motorradfahrer im Nordkreis plötzlich stark aus einer Gruppe von Bikern heraus und fuhr mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Baum.

„Es gab im vorigen Jahr sieben größere Kontrollen, die auch fortgesetzt werden“, so die Polizeisprecherin. Dabei setzt die Polizei auf Prävention anstatt auf Repression: „Wir wollen die Fahrer zur Einsicht bringen.“ Durchaus mit Erfolg: Einem jungen Motorradfahrer, der immer wieder mit halsbrecherischem Fahrstil aufgefallen war, kam die Polizei durch die Auswertung von Social-Media-Videos auf die Spur und suchte das Gespräch: „Seitdem gab es keine weiteren Vorfälle.“

Neu ist ein „Beschwerdemanagement“ bei der Uelzener Polizei: Anrufe von Bürgern, die sich über Lärm oder Raserei beschweren gehen direkt an die AG „Poser“, die dann übernimmt. Wichtig sei, dass weiterhin Beamte gut für dieses Thema ausgebildet werden, beispielsweise durch Workshops und Praxis wie Schwerpunktkotrollen, wie auch am heutigen Freitag wieder im Uelzener Stadtgebiet.

Symbolfoto: Adobe Stock