Spezialisten an der mobilen Herz-Lungen-Maschine: Fachgesellschaft zertifiziert Intensivstation des HGZ Bad Bevensen

Bad Bevensen. Bei einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Versagen zählt jede Minute. Nur sechs bis acht Prozent aller Menschen, die in Deutschland aus heiterem Himmel zusammenbrechen, überleben dank lebensrettender Erste-Hilfe-Maßnahmen. Mit einer transportablen Herz-Lungen-Maschine – in der Medizin „Extracorporale Membran Oxygenierung“ (ECMO) genannt – wird hier wertvolle Zeit gewonnen, denn der Patient kann bereits an Ort und Stelle stabilisiert und zur weiteren Behandlung in eine Klinik gebracht werden.
Die Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) hat jetzt die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen für ihre hohe Kompetenz in der Versorgung von komplex und schwersterkrankten Intensivpatienten mit dem zusätzlichen Schwerpunkt ECMO zertifiziert. So verfügt die interdisziplinäre Intensivstation des HGZ laut DGAI nicht nur über eine „sehr gute technische und räumliche Ausstattung“, sondern ebenso über ein „hochspezialisiertes und erfahrenes Team mit überdurchschnittlich hohem Anteil an Fach- und Oberärzten“.
Das ECMO-Konzept sei getragen von einer sehr niedrigen Mortalitätsrate und einem hochmotivierten Team, in dem Spezialisten verschiedener medizinischer Fachrichtungen – unter anderem aus der Anästhesiologie, der Gefäßchirurgie und der Herz-Thorax-Chirurgie – Hand in Hand arbeiten. Neben dem HGZ Bad Bevensen hat die DGAI in ganz Norddeutschland nur noch die Intensivstationen des Universitätsklinikums Göttingen sowie des Virchow-Klinikums der Berliner Charité für ihre hohe Expertise in der ECMO-Medizin ausgezeichnet.
„Dieses Zertifikat ist ein Beleg für unsere hochspezialisierte, komplexe intensivmedizinische Patientenversorgung nach aktuellen Leitlinien und Qualitätskriterien“, sagt Dr. Hendrik Busse, leitender Oberarzt der interdisziplinären Intensivstation am HGZ. „Damit wird deutlich, welche besondere Leistung wir hier im ländlichen Raum erbringen und dass wir uns auf Au- genhöhe mit der universitären Versorgung von Intensivpatienten befinden.“ Das ECMO-Team ist rund um die Uhr über eine Telefon-Hotline erreichbar und innerhalb von 15 Minuten einsatzbereit. Per Rettungshubschrauber oder Rettungswagen gelangt das Team – in der Regel bestehend aus einem erfahrenen Arzt der Anästhesiologie und einem Kardiotechniker – samt mobiler Herz-Lungen-Maschine dann zum Einsatzort.
Dr. Aiman Alken, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am HGZ Bad Bevensen, betont: „Das Team zeichnet sich durch eine außerordentliche Einsatzbereitschaft aus, die diese hohe Versorgungsqualität überhaupt erst möglich macht.“ Mehr als 50 dieser speziellen Einsätze absolviert das ECMO-Team am HGZ jährlich. In der Regel werden wir von anderen Kliniken angefordert. Meistens handelt es sich dabei um Patienten von Intensivstationen, deren Zustand sich dramatisch verschlechtert hat, und Notfälle aus Herzkatheter-Laboren. Aber eben auch um Menschen, die plötzlich auf offener Straße mit Herz-Kreislauf-Versagen zusammengebrochen sind. Direkt vor Ort wird der Patient dann schnellstmöglich an die transportable Herz-Lungen-Maschine angeschlossen.
„Das System entzieht dem Blut das Kohlendioxid und reichert es gleichzeitig wieder mit Sauerstoff an“, erklärt Dr. Hendrik Busse, „außerdem erhält es mit dem notwendigen Druck auch den Kreislauf aufrecht.“ Mit diesen Schritten wird die mechanische Reanimation, also die Herzdruckmassage und das Beatmen durch Ersthelfer, sozusagen ersetzt – wenn erforderlich, über Tage und Wochen hinweg. Auf der Intensivstation des HGZ sind hierfür sämtliche organisatorische, personelle, räumliche und apparative Strukturen sowie Qualifikationen vorhanden, wie von der DGAI nunmehr offiziell bestätigt.
Foto (HGZ): Freuen sich über die Zertifizierung (v.l.): Dr. Hendrik Busse (leitender Oberarzt der Intensivstation), Kardiotechniker Andreas Bendisch, Stefan Erler (leitender Oberarzt der Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie), Martina Wormstedt (stellvertretende Leitung der Intensivstation) und Dr. Aiman Alken (Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin).