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Gesundheit

Europa-Premiere im HGZ Bad Bevensen: Spezialisten des Herz- und Gefäßzentrums reparieren Herzklappen mit neu entwickelten Verfahren

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Bad Bevensen. Gleich zwei besondere Herzklappen-Eingriffe gab es jetzt im Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen: Als Erste in Europa reparierten die Bad Bevenser Herzspezialisten die defekten Mitralklappen dreier Patienten mit einem neuen Implantat, das eigens für diese Eingriffe vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine Sonderzulassung erhalten hatte. Darüber hinaus implantierten sie zwei Patienten einen neu entwickelten Ersatz für deren erkrankte Trikuspidalklappen. Ein Film-Team dokumentierte die Prozeduren für diesjährige Kardiologie-Kongresse in Paris und London, wo sie einem internationalen Fachpublikum präsentiert werden.

Sowohl die Eingriffe an den Mitralklappen als auch die an den Trikuspidalklappen führte Professor Dr. Ulrich Schäfer, Leiter der Sektion Innovative interventionelle Herzmedizin in der Klinik für Kardiologie am HGZ, gemeinsam mit PD Dr. Christof Burgdorf, Sektionsleiter Strukturelle Herzerkrankungen, durch Punktionen in der Leistenvene durch. Hierbei setzten sie spezielle Kathetersysteme ein, über die sie die Implantate zum Herzen vorführten. 

„Beide Implantate sorgen dafür, dass die jeweiligen Klappen wieder richtig schließen und ihre Ventilfunktion zwischen den Vorhöfen und den Kammern des Herzens wieder wahrnehmen können“, erklärt Professor Schäfer. So wird das eine Implantat quasi „Huckepack“ auf den Mitralklappen-Segeln platziert, während das andere die Trikuspidalklappe vollständig ersetzt. 

Das häufig bei einer Mitralklappen-Insuffizienz durchgeführte Anbringen eines Clips, der die beiden Klappensegel verbindet, war wegen besonderer Anatomien der drei betroffenen Patienten nicht möglich gewesen. Auch Operationen am offenen Herzen seien – unter anderem aufgrund weiterer Erkrankungen - nicht infrage gekommen, erklärt Professor Schäfer. „Aufgrund dieser schwierigen Ausgangslagen wurden daher sogenannte Heilbehandlungen für dieses neue Verfahren bei der zuständigen Behörde in Bonn beantragt.“ Bereits 2019 führte der renommierte Kardiologe in Hamburg den weltweit ersten Eingriff dieser Art mit dem Vorgänger-Implantat der ersten Generation durch. Inzwischen wurden rund 40 Implantationen mit dem neuesten Modell der zweiten Generation durchgeführt. 

„Diese beiden Innovationen erweitern unsere ohnehin schon sehr große Palette an Behandlungsmöglichkeiten, um Herzklappendefekte mit modernsten Techniken und vor allem patientenorientiert therapieren zu können“, sagt Dr. Aiman Alken, Ärztlicher Direktor am HGZ Bad Bevensen. Erkrankungen der Herzklappen eines Menschen hätten viele Gesichter. Genauso vielfältig müsse daher die Bandbreite an Therapiemöglichkeiten sein, um jedem Patienten die für ihn optimale Behandlung zukommen zu lassen, betont Dr. Alken. „Diese können wir mit den beiden Innovationen jetzt noch besser denn je gewährleisten.“

Hintergrund: Die Mitralklappe ist eine der vier Herzklappen, die sich im Rhythmus des Herzschlags öffnet und schließt. Sie besteht aus zwei Segeln und wirkt als Ventil zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer – so sorgt sie dafür, dass das Blut in die richtige Richtung fließt und die Organe im Körper mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff versorgt werden.

Die Trikuspidalklappe ist derweil das Ventil zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer. Das sauerstoffarme Blut aus dem Körper fließt durch sie hindurch und wird von der rechten Herzkammer in die Lunge gepumpt.

Fotos: HGZ