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Landkreis Uelzen

UEN-Interview: Uelzens Landrat Dr. Heiko Blume zur Finanzlage, A39-Ausbau und Wolfsmanagement

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Uelzen/Landkreis. Der Landkreis Uelzen ist in mehrfacher Hinsicht ein Vorreiter: Glasfaser in der Fläche, Fachkräftemarketing und Bildung, bundesweit beachtete Resolution zum Wolf. Dass aber nicht nachvollziehbare Gesetzgebungen zu kommunalen Finanzen und extrem lange Vorläufe wie etwa beim Bau der A39 auch einer hartgesottenen Verwaltung den Alltag schwer machen können, führt Landrat Dr. Heiko Blume im großen UEN-Interview aus.

Sehr geehrter Herr Dr. Blume, die erste Frage gilt den Finanzen - wie ist die finanzielle Lage des Landkreises generell? Immer mehr Aufgaben werden von Bund und Land an die Landkreise übertragen. Nehmen diese Belastungen nicht überhand?

Dr. Blume: Die finanzielle Situation ist in der Tat schlecht. Das gilt für die Landkreise deutschlandweit. Der Landkreis Uelzen besteht seit 140 Jahren - mit finanziellen Höhen und Tiefen. Aber eine so abrupte und deutliche Verschlechterung ist neu. Wir werden sehen, wie sich die Änderung der Schuldenbremse auf kommunaler Ebene auswirkt. Vom Land gibt es erste positive Signale, wie 250 Millionen Euro mehr für Kitas für die Gemeinden. Aber: Aktuell will das Land den Finanzausgleich ändern. Es sieht nach Änderungen zu Lasten der ländlichen Regionen aus. Wenn künftig strukturstärkere Kommunen grundsätzlich höhere Zuweisungen erhalten, weil sie in der Vergangenheit mehr ausgeben konnten, muss das System geändert werden. Als Niedersächsischer Landkreistag haben wir klar gesagt: So wie er aktuell gestaltet ist, ist das kein Finanz-Ausgleich, der diesen Namen verdienen würde.

Der Landkreis setzt in hohem Maß auf Bildung und Ausbildung. Was sind die nächsten Schritte, um das Bildungsniveau im Kreis weiter zu erhöhen?

Dr. Blume: Stichwort BBS-Campus: Wir sind am Beginn der Realisierung: Der derzeit entstehende Neubau an der BBS II ist Teil des künftigen Campus. Dieser Campus gibt hervorragende Perspektiven für junge Menschen und die Wirtschaft – als eine ausgezeichnete Berufsschule mit einem modernen Konzept hier vor Ort.

Auch das Fachkräftemarketing des Landkreises Uelzen setzt stark auf Binnenmarketing. Es macht keinen Sinn, nur in Hamburg und Hannover Werbung zu plakatieren. Wir machen auch hier vor Ort immer wieder deutlich: Man kann hier super leben, man kann hier super arbeiten. Es gibt eine Vielzahl toller Unternehmen, einen hervorragenden Mix mit einer großen Vielfalt an Ausbildungsberufen. Wichtig ist: Unser Projekt Fachkräftemarketing ist ein Marketing für alle Unternehmen im Landkreis, nicht nur den Landkreis als Verwaltung.

Der Bedarf an Fachkräften bleibt aber auch für uns im Kreishaus eine Herausforderung. Dabei werden wir für Quereinsteiger immer interessanter. Das hat auch für uns Vorteile, denn diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, oft aus der freien Wirtschaft, bringen all ihre Lebenserfahrung und ihren anderen Blick auf die Dinge mit.

Zu starker Wirtschaft gehört auch starke Infrastruktur. Wie steht der Landkreis zum Thema A39? Wie läuft der Ausbau Glasfaser 2.0?

Dr. Blume: Der A39-Lückenschluss ist eine jahrzehntealte Forderung. Eine große Mehrheit des Kreistags hat da eine klare Haltung. Ob Uelzen oder Gifhorn – die Region braucht diese Zukunftsachse. Es bleibt zu hoffen, dass diese Autobahn mit Infrastrukturmitteln des Bundes nun endlich gebaut wird. In dieser Woche hat in Isenbüttel im Landkreis Gifhorn eine Unterstützerkonferenz stattgefunden, unter anderem mit dem Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier aus dem Verkehrsministerium, den IHK und Vertretern der Kommunen – von Winsen bis Braunschweig. Ein deutliches Signal!

Glasfaser 2.0: Da ist festzuhalten, dass wir in den letzten Jahren bereits erledigt haben, was andere Kommunen noch auf dem Tisch haben, nämlich die Erschließung der ganz kleinen Dörfer und der Einzellagen. Jetzt sind wir sehr froh über eine 85-prozentige Förderung von Bund und Land bei unserem Projekt Glasfaser 2.0. Dabei geht es um 1.400 Gebäude, die anzuschließen sind. 70 Prozent der angesprochenen Hausbesitzer wollen mitmachen. Ich würde mich freuen, wenn es noch mehr werden. Der Bedarf für Glasfaser ist einfach da.

Anderes Thema: Der Schutzstatus für den Wolf ist auf EU-Ebene abgesenkt worden. Auch im Landkreis Uelzen hatte es ja massive wirtschaftliche Schäden durch Wolfsrisse gegeben. Sind bei uns bereits konkrete Maßnahmen/Entnahmen geplant?

Dr. Blume: Dafür muss das deutsche Recht erst mal geändert werden. Die Grundlage dafür ist auf EU-Ebene geschaffen. Der Bund will das Bundesnaturschutzgesetz nun ändern. Und das Land Niedersachsen ist aufgefordert, die dann von EU und dem Bund eröffneten Möglichkeiten konsequent zu nutzen. Der Uelzener Kreistag war mit seinen Resolutionen zum Wolf Vorreiter in Deutschland. Wir fordern ein regelhaftes Bestandsmanagement, nicht nur die Entnahme sogenannter Problemwölfe nach Rissereignissen. Was wir in der Lüneburger Heide brauchen, sind feste Jagdzeiten für Wölfe. Das würde auch die Akzeptanz für den Wolf wieder erhöhen. Insbesondere vom Land fordere ich eine rechtlich verbindliche ebenso wie unbürokratische Regelung, ohne dass jedes Jahr wieder aufwändige, regionsspezifische Bestandsgutachten erstellt werden müssen.

Zum Abschluss eine persönliche Frage: Sie treten 2026 für eine weitere Amtszeit an, Herr Dr. Blume. Ist Wahlkampf eine Herausforderung oder eher eine Belastung?

Dr. Blume: Es ist für mich ja der dritte Wahlkampf, also nichts Neues. Natürlich ist es eine zusätzliche Herausforderung neben den vielen Aufgaben, die ich als Landrat habe. Aber Wahlkampf macht auch viel Spaß und ist bereichernd. Zu den vielen Begegnungen, die ich als Landrat laufend habe, kommen viele weitere anregende Gespräche hinzu. Bis zur heißen Wahlkampfphase wird es aber noch dauern, die Wahl findet im September 2026 statt.

Foto: Landkreis Uelzen