Verkehrswelt im Umbruch – aber (noch) nicht in Uelzen
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Uelzen. Corona auf dem Rückzug? Seit Tagen liegt die 7-Tages-Inzidenz deutlich unter 10 (heute, Montag: 7,6). Berechtigter Anlass, etwas Hoffnung zu schöpfen. Allerdings hat die Pandemie manchenorts erhebliche Spuren hinterlassen. In der Hansestadt Uelzen ist vor allem der Einzelhandel in den Marktstraßen schwer getroffen. Hubertus Hacke, Kandidat der FDP für das Bürgermeisteramt der Stadt Uelzen, sieht dringenden Handlungsbedarf, wie er im Gespräch mit den UEN deutlich macht: „Eins ist ganz klar: Es muss besser werden als früher. Leerstände in der Innenstadt gibt es schließlich nicht erst seit der Corona-Pandemie. Reine Lippenbekenntnisse, wie die Aufforderung ‚kauft in der Innenstadt‘ werden die Marktstraßen nicht nachhaltig beleben können.“
Ziel müsse sein, dass die Aufenthaltsqualität in den Marktstraßen hoch ist: „Schlendern, Shoppen und Freunde treffen. Dieser Dreiklang muss gelten. Das bedarf jedoch Maßnahmen in unterschiedlichen Politikbereichen, die auch langfristig gedacht werden müssen. Die Verkehrsanbindung an die Innenstadt muss verbessert werden. Die Ilmenauwiesen, als zentrumsnahes Erholungsgebiet, müssen aufgewertet werden. Das Leben und Wohnen in der Stadt muss durch neue Angebote attraktiver gestaltet werden. Stadtbildprägende Gebäude müssen erhalten und saniert werden. Und auch potenzielle Gründer für Geschäfte und Unternehmen sollten verstärkt durch die Stadt gefördert werden. Dann wird die Frequenz der Personenzahl, die sich in den Marktstraßen aufhalten, nachhaltig erhöht und der Einzelhandel gestärkt.“
Eine besondere Aufgabe falle dabei der Stadt-Tochter Kultur, Tourismus Stadtmarketing zu. Hacke betont: „Ich halte sehr viel von der Arbeit des Eigenbetriebs Kultur, Tourismus und Stadtmarketing. Dort sind sehr innovative und kreative Köpfe am Werk. Das tut unserer Stadt ausgesprochen gut. Wir sollten die Erwartungen aber auch nicht allzu hoch hängen. Schließlich können auch sie keine Wunder vollbringen. Uelzen ist als Tourismusstadt strukturschwach. Die politischen Defizite der vergangenen Jahrzehnte lassen sich nicht in wenigen Jahren aufholen. Ich bin jedoch optimistisch, dass wir uns als Tourismus-Standort nach und nach steigern können. Dazu bedarf es jedoch einer politischen Wende.“
Ein wesentliches Beispiel sei das Stadtbild. In den vergangenen Jahren habe die aktuelle Stadtregierung viele Fehler begangen. Hacke zählt auf: „Stadtbildprägende Gebäude wurden veräußert, Grünflächen versiegelt und Bäume gefällt. Zudem wurde zu wenig Wert auf den optischen Eindruck der Stadt gelegt. Eine Bürgerin sagte vor kurzem zu mir, in jedem Dorf, das sie besucht habe, sei der Frühling eingezogen. Es werde viel mit Blumen und Sträuchern dekoriert. Nur in Uelzen passiere das nicht.“
Handlungsbedarf sieht der FPD-Bürgermeisterkandidat auch bei der verkehrlichen Situation in der Innenstadt: „Die Verkehrswelt ist im Umbruch. Wir befinden uns mitten in einer Verkehrswende. In Uelzen wird jedoch weiterhin sehr konventionell und konservativ geplant. Bei der Erstellung des Busbahnhofes wurde den Buslinien-Betreibern die Frage gestellt: Wie ist der heutige Bedarf an Buslinien? Die Frage, wie sieht der öffentliche Personennahverkehr in 30 oder 40 Jahren aus, spielte bei der Planung meines Wissens keine Rolle. So geht natürlich keine Zukunftspolitik. Beim Radverkehr ist es ähnlich. Obwohl wir landschaftlich gute Bedingungen haben, spielen wir im Deutschlandvergleich beim Radverkehr in der untersten Liga mit. Das wurde uns vor kurzem auch im Fahrrad-Ranking bestätigt. Als eine der wenigen Städte hat sich Uelzen in den vergangenen zwei Jahren weiter verschlechtert.“
Der Status Quo sei ganz klar ungenügend. Viel zu häufig würden, betont Hacke, Radwege durch Anpflanzungen unterbrochen oder hörten abrupt auf: „Andere Städte befinden sich bereits im Wandel. Optisch merkt man das gut, wenn man zum Beispiel nach Berlin oder Tübingen schaut. Dort haben Radwege ihre eigene, durchgängig befahrbare Spur. Diese Spur wird zudem optisch hervorgehoben, grün oder blau, um die Sicherheit und den Fahrkomfort zu erhöhen. Diese Farbgebung führt auch dazu, dass weniger Autos auf diesen Fahrradstreifen halten oder parken. Wenn wir in Uelzen die Mobilitätswende wollen, dann müssen wir sie auch mit Elan angehen und uns Erfolgsmodelle anderer Städte abschauen.
Ein weitere Baustelle im besten Sinne des Wortes sieht Hubertus Hacke dort, wo jetzt noch das alte Kreishaus steht, das mit dem Bezug des Neubaus im kommenden Jahr obsolet wird: „Diese und zwei weitere Flächen befinden sich derzeit in der Planung eines städtebaulichen Wettbewerbs. Grundsätzlich begrüße ich Ideenwettbewerbe. Diesen halte ich jedoch mindestens für unglücklich ausgearbeitet. Schließlich wird dieser Wettbewerb nicht von einer Idee oder Vision von Seiten der Stadt begleitet. Es gibt keine Aussage der Stadt, was sie sich grundsätzlich vorstellt. Das birgt die Gefahr eines weiteren ‚Leuchtturm‘-Projekts, dass sich nicht in das Stadtbild einfügt. Die Politik sollte jedoch dafür da sein, das große Ganze im Blick zu behalten. Nach meiner Ansicht sollte dieses Gelände für attraktives innerstädtisches Wohnen erschlossen werden. Die Anbindungen sind nahezu perfekt. Die Marktstraßen sind fußläufig, das Marktcenter direkt nebenan. Mit dem Fahrrad kommt man innerhalb weniger Minuten zum Bahnhof. Wenn man die Wohnungen oder Häuser für junge Familien attraktiv gestaltet, dann profitiert auch die Lucas-Backmeister Schule davon. Schließlich liegt dieses Grundstück in ihrem Einzugsgebiet. Wir würden mit einer Wohnbebauung mehrere Problemfelder der Kernstadt gleichzeitig angehen.“
Foto (privat): Hubertus Hacke, Kandidat der FDP für das Bürgermeisteramt der Hansestadt Uelzen.