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„Wir wollen wieder ein Lächeln in die Stadt bringen“

  • Subtitle: Uelzen

Von Michael Michalzik

Uelzen. Der Uelzener Kultursommer ist eröffnet: Als erste von mehr als 20 Veranstaltungen, die über einen Zeitraum von sechs Wochen stattfinden, bekamen die Gäste am Samstagabend auf dem Herzogenplatz ein Cello-Konzert der besonderen Art und einen bestens aufgelegten Joey Kelly präsentiert. Wie vorgesehen, hatte sich der strömende Regen quasi minutengenau verabschiedet, um die Freiluftveranstaltung dann in der milden Abendsonne stattfinden zu lassen.

Bürgermeister Jürgen Markwardt und Alexander Hass, Leiter des städtischen Eigenbetriebs Kultur Tourismus Stadtmarketing, informierten zu Beginn über den Sinn der Event-Reihe. Markwardt: „Wir wollen wieder Menschen in die Innenstadt bekommen. Die Pandemie hat auch die Kunstszene stark in Mitleidenschaft gezogen, wir wollen den Künstlern die Gelegenheit geben, wieder etwas Geld zu verdienen. Und wir können wieder zeigen: Uelzen ist und bleibt eine lebens- und liebenswerte Stadt.“

Alexander Hass war die Freude darüber förmlich anzumerken, wieder auf einem Veranstaltungsgelände unterwegs zu sein, auf einer Bühne zu stehen und das Publikum zu begrüßen: „Jetzt sind wir wirklich hier und haben diesen Kulturort aufgebaut!“ In Uelzen werde jetzt wieder richtig Kultur stattfinden: „Wir haben ein vielseitiges Programm in verschiedenen Quartieren geplant, wir gehen in Schaufenster, in Hinterhöfe und in die Bücherei. Wir wollen wieder ein Lächeln in die Stadt bringen.“

Und es ging gleich gut los: Stephan Schrader ist Mitglied der Kammerphilharmonie Bremen. Aber er ist auch Solist. In Uelzen nahm er die Bühne mit seinem Cello und zwei „Loop-Machines“, die direkt aufnehmen und wiedergeben können, in Besitz und überraschte mit Eigenkompositionen, spannenden Bearbeitungen bekannter Werke und extrem trockenem Humor. Ob Gershwin oder Abba – Schrader traf stets den richtigen Ton. Und dank der Loop-Technik meinte man etwa bei Lady Madonna von den Beatles eine ganze Orchester-Gruppe vernehmen zu können. Herausragend: Die Canone für 2 Violoncelli, im 17. Jahrhundert von Domenico Gabrielli komponiert, und Ennio Morricones unvergessliches Leitthema des Westerns Spiel mir das Lied vom Tod.

Danach gehörte die Aufmerksamkeit einem der bekanntesten Extremsportler Deutschlands:  Joey Kelly. Er teilte sich die Bühne zunächst mit Bürgermeister Markwardt, Matthias Untz, Initiator der Uelzener Vitaltage, sowie Stadtmanagerin Vivian Jessen. Kelly an den Bürgermeister: „Hast du gerade erst angefangen?“ Markwardt: „Nein, ich mache das seit sieben Jahren.“ Kelly: „Dann läuft deine Zeit bald ab?“ Markwardt: „Die Amtszeit endet, aber ich mache weiter.“ Nicht nur dafür gab es viel Beifall vom Publikum, das coronakonform an langen Bänken platziert war.

Jürgen Markwardt bekannte mit Blick auf die Vitaltage, die bis zum 12. September jeweils sonntags stattfinden: „Ich brauche Sport einfach. Man muss den Menschen etwas anbieten, was sie ausprobieren können. Am Sonntag etwa geht es auf die Trampoline.“ Joey Kelly, der mit seiner Familie in Siegburg lebt, hielt fest: „Wir haben 600.000 Einwohner im Landkreis. Aber so etwas wie eure Vitaltage haben wir nicht.“ Matthias Untz erläuterte den Hintergrund: „Wir haben aus dem Lockdown heraus überlegt, wie wir unsere Stadt wieder in Bewegung bringen können.“ Ganz viele Unterstützer seien dabei gewesen, Sportstudios, Vereine, das DRK, viele Ehrenamtliche. Im wunderschönen Park sollten die Veranstaltungen stattfinden – auch für Kinder und Jugendliche, die durch den Lockdown „etwas eingerostet“ seien.

Auch für den Kultursommer hatte Extremsportler und Musiker Kelly viel übrig: „Die wenigsten Städte sind so kulturell. Ihr habt angefangen, das vor acht Wochen zu organisieren, obwohl ihr gar nicht wusstest, ob es stattfinden kann. Hut ab!“ Vivian Jessen: „Unsere Stadt ist mehr als schöne Fachwerkhäuser, es sind die Menschen, die sie ausmachen. Sie sollen es genießen, hier zu leben. Wir wollen, dass sie sich wohlfühlen. Es war eine sehr schwierige Zeit. Wir hoffen, dass wir etwas helfen können.“

Im Anschluss präsentierte Kelly unter viel Beifall gut gelaunt auf der großen Videowand seine spektakulärsten Aktionen.

Seit 10 Uhr dreht sich bis heute Nachmittag bei den Vitaltagen im Stadtpark alles um das Thema Jumping. Nur bei Regen wird abgesagt. Der Kultursommer wird heute um 17.30 Uhr auf dem Herzogenplatz mit „Uelzen singt!“ fortgesetzt. 

Starkes Team (Foto: Michalzik, von links): Bürgermeister Jürgen Markwardt, Matthias Untz, Inititator der Uelzener Vitaltage, Stadtmanagerin Vivian Jessen und Extremsportler Joey Kelly.