Karl-Heinz Günther im Interview: „Wenn man etwas bewirken will, muss man Verantwortung übernehmen"
- Subtitle: Kirch- und Westerweyhe
Kirch- und Westerweyhe. In Kirch- u. Westerweyhe, aber auch in Stadt und Landkreis Uelzen, gehört Karl-Heinz Günther zu den bekanntesten Akteuren der Region – schon wegen seines unermüdlichen, seit Jahrzehnten währenden ehrenamtlichen Einsatzes: Ob als Fußballtrainer, Musiker im Spielmanns- u. Fanfarenzug, Volkstänzer oder Mitglied in der Organisation Silberstreif, dem Förderverein der JVA Uelzen, und nicht zuletzt als federführender Ausrichter großer Veranstaltungen in seinem Wohnort – wenn Karl-Heinz Günther eines im Leben nicht liegt, ist es, die Hände in den Schoß zu legen. Darüber hinaus ist der CDU-Politiker seit 2011 im Rat der Hansestadt Uelzen aktiv und derzeit stellvertretender Fraktionsvorsitzender. In Kirch- u. Westerweyhe setzt er sich seit 2014 als Ortsbürgermeister für das Wohl von Uelzens größtem Ortsteil ein. Im Interview mit den Uelzener Nachrichten spricht Karl-Heinz Günther über seine eigene Motivation, seine Ziele für die kommenden Jahre und über seinen Wunsch, ab September auch dem Kreistag anzugehören.
Herr Günther, Sie sind seit Jahrzehnten auf vielfältigste Weise ehrenamtlich engagiert – vom Dorf-Flohmarkt über die Arbeit im Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund bis zur Begleitung Sterbender im Hospiz. Sie haben in ihrem Heimat-Ortsteil eine ganze Reihe von Institutionen ins Leben gerufen oder mitbegründet. Was ist Ihre Motivation?
Karl-Heinz Günther: Schon in jungen Jahren habe ich erfahren dürfen, dass man, wenn man etwas bewirken möchte, Verantwortung übernehmen muss. Nur so kann man aktiv an der Entwicklung in Vereinen, Institutionen oder auch Ideen mitwirken. Durch meine positive Einstellung gibt es für mich kein Aufgeben. So war es zum Beispiel mit dem Dorf-Flohmarkt, den wir in der Corona-Pandemie 2020 hier in unseren Ortschaften durchführen durften. Nach vorn schauen, positiv Denken sowie das Vertrauen und die Unterstützung meiner Familie, das ist meine Motivation.
Wer Ihren Lebenslauf liest, erkennt auf einen Blick, dass Ehrenamt sich wie ein roter Faden durch ihren Werdegang zieht. Wie würden Sie selbst die Bedeutung von Ehrenamt für die Gesellschaft beschreiben?
Karl-Heinz Günther: Wie heißt es so schön: Der Kitt der Gesellschaft ist das Ehrenamt. Das ist ein total wichtiger Punkt, denn ohne diesen Werkstoff würde es keinen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft geben. Ehrenamtliche führen in den Vereinen oder Institutionen Tätigkeiten aus, die von den Vereinen meist nicht finanziert werden können. Das Ehrenamt selbst ist daher ein echter Schatz und unbezahlbar. Aber im Moment vollzieht sich da leider ein Wandel. Es gibt immer weniger Menschen, die sich ehrenamtlich in Vereinen, Clubs, Institutionen, oder worin und wobei auch immer, engagieren. Vielleicht wollen oder müssen die Menschen aber auch nur angesprochen werden, damit Sie mitmachen und sich engagieren. Vielleicht gibt es aber auch nur zu wenig Leitfiguren? Ich kann Ihnen leider nicht sagen, woran es liegt. Persönlich haben meine Eltern mir und meinem Bruder das Ehrenamt vorgelebt. Dieses möchte ich, mit meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten, meinen Kindern, aber auch natürlich anderen Menschen vorleben. Bei meinen beiden Kindern ist mir das schon gut gelungen. Sie engagieren sich in verschiedenen Vereinen und sind auch sonst so sehr aktiv, und ich hoffe, dass Sie sich weiterentwickeln und ebenfalls vorangehen werden.
Auf welche Ihrer ehrenamtlichen Errungenschaften sind Sie besonders stolz?
Karl-Heinz Günther: Es gibt keine klaren Favoriten. Ich mache das alles total gern und habe unheimlich viel Spaß dabei. Immer wieder freut es mich, wenn ich eine neue Idee umsetzen und dazu beitragen darf, dass diese Idee unserem Gemeinwohl guttut. Aber wenn ich eine Sache nennen darf, dann ist es die Aktion „Ortsrat hilft und Unterstützt“, die wir am Anfang der Corona-Pandemie ins Leben gerufen haben. Hier helfen Menschen anderen Menschen, die während der Pandemie aus den unterschiedlichsten Gründen in eine Notlage geraten sind. Hilfe kommt dabei nicht nur von den Ortsratsmitgliedern: Über 40 Bürgerinnen und Bürger unserer Ortsteile haben beispielsweise beim Einkaufen, mit dem Hund Gassi gehen, Medikamente abholen und mehr helfen können.
Eines ist mir in Ihrer Vita besonders aufgefallen: Sie sind ehrenamtlich im Hospiz tätig. Das ist spannend und zugleich traurig. Warum sind sie dort tätig?
Karl-Heinz Günther: Ich beschäftige mich schon lange mit der Krankheit „Demenz“ und wollte mehr darüber erfahren. Das Hospiz bot seiner Zeit eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Hospizbegleiter an, und bei der Vorstellungsveranstaltung wurde mir klar, dass das Thema Demenz dort behandelt wird. Dann habe ich mich dazu entschlossen, an dieser Ausbildung teilzunehmen. Als ich die Ausbildung zu Ende war, war ich definitiv ein anderer Mensch. Ja, es ist eine spannende, traurige aber auch sehr dankbare Arbeit, dort als Ehrenamtlicher sterbende Menschen zu begleiten. Das Hospiz „Am Stadtwald“ ist eine ungemein wichtige Bereicherung in meinem Leben, und ich bin dankbar, dass ich mich getraut habe, das zu tun. Von und mit den Sterbenden habe ich viel gelernt und man bekommt ganz viel zurück.
Seit 2014 sind Sie Ortsbürgermeister von Kirch- und Westerweyhe und treten natürlich auch im September wieder an. Welches waren die wichtigsten Ziele, die Sie persönlich bislang erreicht haben?
Karl-Heinz Günther: Das Wort „Ziel“ spreche ich nicht gerne aus. Wenn ein Ziel erreicht worden ist, ist ja im Allgemeinen Schluss, und es wird abgerechnet. So soll es aber nicht sein. Für unsere Ortsteile Kirch- u. Westerweyhe ist es wichtig, dass die Person des Ortsbürgermeisters für alle Bürgerinnen und Bürger da ist. Dass er das Vertrauen seiner Mitmenschen hat und ein zuverlässiger Ansprechpartner ist. Auch für Angelegenheiten, für die der Ortsbürgermeister vielleicht nicht direkt zuständig ist, er aber eine Lösung oder zumindest einen Lösungsansatz hat. Kurz: Ein wichtiger Etappensieg ist und muss es bleiben, dass Vertrauen zu erhalten, den Menschen ein zuverlässiger Ansprechpartner zu sein und bürgernahe Politik zu betreiben. Wichtige Erfolge, die wir für Kirch- und Westerweyhe erzielt haben: Der Bestand unserer Grundschule Westerweyhe stand auf der Kippe. Mit einem knappen Mehrheitsbeschluss im Rat der Hansestadt Uelzen ist es uns gelungen, die Vierzügigkeit der Grundschule zu erhalten. Unsere Grundschule hat den Ganztagsschulbetrieb eingeführt und entwickelte sich im Laufe der Jahre dann sogar zu einer der modernsten im städtischen Bereich. Weiterhin ist es uns gelungen, dass Kirchweyhe an das ÖPNV-Netz angeschlossen wurde. Das Gerätehaus unserer Freiwilligen Feuerwehr Westerweyhe wurde umgebaut und erweitert, und in beiden Ortsteilen erfolgte der Glasfasernetzausbau.
Uelzen ist im Wandel, die Ortsteile sind es auch. Welche Herausforderungen ergeben sich für Uelzens größten Ortsteil Kirch- und Westerweyhe? Was sind die politischen Ziele für die kommende Legislaturperiode?
Karl-Heinz Günther: Wir müssen unsere Dorfentwicklungen vorantreiben und begleiten. Aktuell nimmt Kirchweyhe an dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teil. Eine total spannende Angelegenheit. Ich freue mich für Kirchweyhe, dass sie ihr Dorf für die anstehende Bewertung gemeinsam startklar machen. Insgesamt gesehen muss das für unsere Ortsteile beantragte Verkehrswegekonzept endlich fertig werden, damit dieses im Mobilitätskonzept der Hansestadt Uelzen einfließen kann. Wir benötigen dringest die Verlängerung, d.h. den Anschluss, der Heinrich-Oetzmann-Straße zum Kämpenweg in Richtung Funkturm. Was auch noch sehr wichtig ist: Wir wollen die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung „Tempo 30“ auf allen Straßen in beiden Ortsteilen, so, wie es gerade in Hannover geplant ist. Des weiteren wollen wir die Umsetzung eines Durchfahrverbots für LKW über 7,5 t durch beiden Ortsteile - und zwar vom Kreisverkehr B4, beim Gewerbegebiet Störtenbüttel, bis zur L250 in Westerweyhe.
Außer weiterhin im Rat der Hansestadt Uelzen, wollen Sie sich künftig auch im Kreistag in der CDU-Fraktion einbringen. Was hat Sie dazu bewogen, was wollen Sie erreichen?
Karl-Heinz Günther: Unsere Ortschaften Kirch- u. Westerweyhe darf ich seit 2011 im Stadtrat von Uelzen als Ratsherr vertreten, und seit 2016 vertrete ich als Beigeordneter unsere CDU-Stadtratsfraktion im Verwaltungsausschuss. In all den Jahren habe ich dort und in den verschiedensten Ausschüssen und Gremien, insbesondere auf Kreis- u. Landesebene, viel erfahren und umsetzen dürfen. Im Kreistag möchte ich unsere städtischen Ortsteile sowie die Hansestadt Uelzen vertreten, weil ich auch dort meine Kompetenz und Erfahrung sowie die Sorgen und Vorstellungen unserer Bürgerinnen und Bürger einbringen möchte.
Man kann mit Fug und Recht sagen, dass Sie ein Kirch- u. Westerweyher Urgestein sind. Warum lässt es sich dort so gut leben?
Karl-Heinz Günther: Ich bin hier aufgewachsen, zur Schule gegangen und kenne fast alle „alten“ Kirch- u. Westerweyher. Wie gesagt, man kennt sich, man grüßt sich, man trifft sich auf den verschiedensten Festlichkeiten. Ob beim Heideblütenfest, beim Sportverein, auf dem Weinfest, bei den Osterfeuern oder auf den Flohmärkten. In den unterschiedlichsten Gemeinschaften unserer Orte wird man schnell aufgenommen und integriert.
Ein so großes Engagement auf so vielen Ebenen lässt vermutlich kaum freie Zeit. Wenn ja: Woran erfreut sich der Privatmann Karl-Heinz Günther?
Karl-Heinz Günther: Nun ja, die Zeit ist schon begrenzt, aber es bleibt noch genügend für anderes. An erster Stelle stehen meine Familie und die gemeinsamen Freizeitaktivitäten mit Freunden. Danach kommt Haus, Hof und Garten. Dann erst kommt „Kalle Günther“. Ich bin ein echter Oldtimerfan. Ich schraube gerne an meinen alten Mopeds oder Autos, das ist mein Ausgleich. Und wenn alles läuft, genieße ich es, durch die Gegend zu fahren. Übrigens: Meinen alten Kadett nutze ich sehr oft für die Fahrt zu meiner Arbeitsstätte, ist ja auch so etwas wie Freizeit. Seit meinem achtzehnten Lebensjahr sammle ich Bügelverschlussflaschen. Das ist eine Leidenschaft, die mich ständig begleitet. Ob im Urlaub, beim Stadtbummel oder in Antikläden. Tatsächlich finde ich noch das eine oder andere gute Stück. In den letzten Jahren habe ich die Imkerei kennen gelernt und bin froh, dass ich damit begonnen habe. Denn auch da komme ich zur Ruhe und werde köstlich von meinen Bienen belohnt.
Fotos: privat