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Erste Backsteinhäuser in Uelzen bereits vor 1300 - Neue Erkenntnis aus archäologischen Grabungen in der Hutmacherstraße

  • Subtitle: Uelzen

Uelzen. Seit November 2023 laufen archäologische Ausgrabungen an der Hutmacherstraße im Zentrum der Uelzener Altstadt. Hierbei hat das Grabungsteam jetzt erstmals Reste eines Wohn- und Speichergebäudes aus der Zeit vor 1300 nachgewiesen, dessen Erdgeschoss aus Backsteinen errichtet wurde. „Die Verwendung von Backsteinen bereits in dieser Zeit ist eine neue, wertvolle Erkenntnis“, betont der Uelzener Stadtarchäologe Dr. Mathias Hensch, bei dem die fachliche Aufsicht der Grabungen und Dokumentationen liegt.

Neben dem Backsteinfund geben die archäologischen Relikte einen tiefen Einblick in die Nutzung und Bebauung des Grundstücks von der Stadtgründung um 1250 bis zum großen Stadtbrand von 1646. „Nach der Rodung um 1250 legte man Drainagegräben an, die mit Holz versteift wurden, um auf diese Weise das Areal möglichst trocken zu legen. Wenig später kam es bereits zu einer ersten Bebauung“, so Hensch. Die Bebauung des 13. Jahrhunderts wurde durch einen Brand, der Uelzen wahrscheinlich im Jahr 1315 heimsuchte, zu großen Teilen zerstört. Brunnen, Kloaken, Hinweise auf Buntmetall- und Textilverarbeitung und weitere mittelalterliche Funde geben Aufschluss über das das Leben vom 13. bis 17. Jahrhundert. Das Fundmaterial zeugt dabei von einem gewissen Wohlstand der Bewohner, die unmittelbar östlich der Marienkirche und des Alten Rathauses gelebt haben. Das Vorderhaus auf der Altstadtparzelle Hutmacherstraße 2 wurde beim Brand von 1646 vollständig zerstört. Verbrannte Mauern, Backsteine, Dachziegel und Gebrauchskeramik belegen dabei die ungeheure Zerstörungskraft des Feuers, der die Uelzener Bürgerinnen und Bürger seinerzeit hilflos ausgeliefert waren. „Auf dem Erdgeschossfußboden des Vorderhauses lag eine durchgehende Schicht verkohlter Getreidekörner, wohl Reste der Ernte des Sommers 1646, die im Speicherdachwerk des Hauses gelagert wurde“, erklärt der Stadtarchäologe.

Anlass für die Grabungen ist die Neubebauung des Eckbereichs von Hutmacher- und Schuhstraße einschließlich einer Tiefgarage durch das Bauunternehmen Saevecke. „Als lokales Unternehmen nehmen wir unsere Verantwortung selbstverständlich wahr. Wir haben das Projekt gern unterstützt und begleitet, um so einen wichtigen Beitrag zur Stadtgeschichte mitzuleisten“, sagt Horst Saevecke. Die Untersuchungen sind nach dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz vorgeschrieben, da die Fläche als Bodendenkmal ausgewiesen ist. Die Kosten für die Grabungen hat der Bauherr zu tragen.

Das Areal wurde größtenteils von 1989 bis 1991 archäologisch untersucht. Nur die Altstadtparzelle Hutmacherstraße 2 galt es noch freizulegen. Ausgeführt wurden die Grabungsarbeiten von der Isernhagener Fachfirma Archeaofirm unter Leitung von Markus Brückner. Die Grabungen werden voraussichtlich im Laufe dieser Woche abgeschlossen.

Foto (Hansestadt Uelzen): Stadtarchäologe Dr. Mathias Hensch (2. v. l.) sowie Markus Brücker (links) und Tobias Poremba (rechts) von der Firma Archeaofirm erläuterten Bürgermeister Jürgen Markwardt und Bauherrn Horst Saevecke ( 2. v. r.)  die vielfältigen Funde. Die Grabungsarbeiten werden in Kürze abgeschlossen.