
Rassismus-Vorwurf gegen Metronom - Uelzener Zugbetreiber wehrt sich vehement
- Subtitle: Uelzen
Uelzen. Wieder sieht sich Metronom in den Sozialen Medien schweren Vorwürfen ausgesetzt. Das Thema: Rassismus. Die Entgegnung des Uelzener Zugbetreibers ist allerdings ebenso nachdrücklich wie ausführlich.
Darum geht es: Bei TikTok kursiert ein Handyvideo, das ein Metronom-Fahrgast im Selfie-Format aufgenommen hat. Der Mann ist während einer Zugfahrt am 1. Juni zu hören, wie er sagt: „Zu lustig, ich gehe in die Erste Klasse rein, sie kommt direkt hinterher.“ Gemeint ist die Fahrkarten-Kontrolleurin, die direkt danach im Video zu hören ist: „Kann ich Ihnen helfen? Das ist die Erste Klasse.“ Der Fahrgast entgegnet: „Ja, ich habe auch ein Ticket für die Erste Klasse.“ Die Kontrolleurin: „Wie schön.“ Der Fahrgast: „Ja, finde ich auch.“ Mit der Frage der Metronom-Mitarbeiterin nach der Fahrkarte endet das kurze Video. Der Knackpunkt: Der Fahrgast ist dunkelhäutig. Er wird durch das ganze Abteil deutlich darauf hingewiesen, dass er sich in der Ersten Klasse befindet. Eindeutiger Rassismus?
Doch so einfach scheint die Sache nicht zu sein. Bei Metronom wehrt man sich entschieden. Denn trotz allem Anschein soll der Fahrgast betrogen haben. Er habe, anders als von ihm behauptet, keineswegs ein Ticket für die Erste Klasse aufweisen können, sondern lediglich den Screenshot einer Fahrkarte mit undefinierbarem Namen, so Metronom.
Hier die vollständige Metronom-Stellungnahme:
"Unsere Stellungnahme zum aktuell kursierenden TikTok-Video und dem Vorwurf der rassistischen Benachteiligung.
In den sozialen Medien, insbesondere auf der Plattform TikTok, wird derzeit ein Video verbreitet, in dem einer unserer Mitarbeiterinnen diskriminierendes Verhalten gegenüber einem Fahrgast, einer Person of Color, unterstellt wird. Nach umfassender interner Prüfung der erhobenen Anschuldigungen weisen wir diesen Vorwurf entschieden zurück.
Nach unseren Erkenntnissen kam es bereits vor Beginn der Videoaufzeichnung zu einem Aufeinandertreffen, bei dem der Fahrgast unsere Mitarbeiterin im Gang berührte bzw. anrempelte. Daraufhin sprach die Kollegin den Fahrgast gezielt an und bat ihn um mehr Umsicht. Sie befand sich zu diesem Zeitpunkt in der 1. Wagenklasse, um dort routinemäßig Fahrausweise zu kontrollieren.
Mit Beginn der Videoaufzeichnung weist die Mitarbeiterin den Fahrgast darauf hin, dass er sich im Bereich der 1. Wagenklasse befinde, und fordert ihn auf, den dafür erforderlichen Fahrausweis vorzulegen.
Nicht mehr im Video sichtbar ist die anschließende Kontrolle: Dabei stellte sich heraus, dass der Fahrgast keinen gültigen Fahrausweis für die 1. Klasse vorweisen konnte, sondern lediglich einen Screenshot eines Tickets, das auf einen anderen, nicht zuordenbaren Namen ausgestellt war.
Entgegen der Vorschrift, in solchen Fällen ein erhöhtes Beförderungsentgelt in Höhe von 60 Euro zu erheben oder die Polizei zu verständigen, verzichtete unsere Mitarbeiterin auf weitere Maßnahmen. Der Fahrgast kündigte an, in die 2. Klasse zu wechseln und den Zug am nächsten Halt zu verlassen. Ein Verweis aus dem Zug erfolgte nicht.
Wir nehmen Vorwürfe dieser Art grundsätzlich sehr ernst. Daher haben wir unmittelbar nach Bekanntwerden des Videos eine umfassende interne Prüfung eingeleitet. Den Vorwurf rassistischen Verhaltens durch die betroffene Mitarbeiterin, die selbst aus Montenegro stammt, weisen wir deshalb ausdrücklich zurück!
Leider wurde sie nach der Veröffentlichung des Videos im Netz und während ihrer Arbeit bereits verbal angegriffen und bedroht. Solche persönlichen Anfeindungen auf Basis unbelegter Behauptungen verurteilen wir als Unternehmen aufs Schärfste!
Die metronom Eisenbahngesellschaft steht klar für eine offene, vielfältige und diskriminierungsfreie Unternehmenskultur. Sowohl innerhalb des Unternehmens als auch im täglichen Kontakt mit unseren Fahrgästen."
Foto: Michalzik