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Germanische Siedlung gefunden? Grabung bei Groß Liedern liefert neue archäologische Erkenntnisse

  • Subtitle: Uelzen

Uelzen. Dunkle Bodenverfärbungen, Keramikscherben und ungewöhnliche Steinansammlungen auf einem Acker bei Groß Liedern haben zu einer bemerkenswerten archäologischen Entdeckung geführt: Bei einer aktuellen Grabung konnten erstmals Spuren einer bislang unbekannten, germanischen Siedlung im Uelzener Stadtgebiet nachgewiesen werden. Die Funde – darunter Keramik, Spinnwirtel zur Garnherstellung, eiserne Schmalaxt und Eisenschlacken – stammen aus dem 4. bis 5. Jahrhundert nach Christus.

Seit zwei Wochen untersucht Stadtarchäologe Dr. Mathias Hensch die Fläche intensiv. Erste Ergebnisse zeigen: Die Spuren der Siedlung sind trotz jahrzehntelanger landwirtschaftlicher Nutzung erstaunlich gut erhalten. Zu den bisherigen Befunden gehören die Verfüllung eines Grubenhauses – ein rechteckiges, in den Boden eingetieftes Gebäude, vermutlich mit handwerklicher Nutzung – sowie Pfostenspuren ebenerdiger, hölzerner Langhäuser und weitere Siedlungsstrukturen. Holzkohle und Schlacken belegen die Verarbeitung von Raseneisenerz direkt vor Ort – ein seltener Befund im Uelzener Raum.

Den Grundstein für diese Untersuchungen legte Landwirt Jan-Hendrik Primke, der gemeinsam mit Hartmut Töter die Fläche bewirtschaftet. Über Jahre hinweg waren ihm Keramikscherben und Bodenverfärbungen aufgefallen. Im Herbst 2024 kontaktierte er den Stadtarchäologen. Eine erste Begehung bestätigte den Verdacht: Die Oberfläche zeigte Hinweise auf Siedlungsreste und frühere Eisenverhüttung. „Solche Hinweise und die Bereitschaft, private Flächen freizugeben, sind für unsere Arbeit von unschätzbarem Wert und alles andere als selbstverständlich“, betont Hensch.

Für ihn steht fest: Die Untersuchungen sollen fortgeführt werden. „Ich plane, gezielt Universitäten anzusprechen, um ein gemeinsames Forschungsprojekt zu initiieren“, so der Stadtarchäologe. Denkbar sei auch, Studierenden die Möglichkeit zu bieten, hier praktische Grabungserfahrung zu sammeln.

Foto: Hansestadt Uelzen