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Landkreis Uelzen

Bäume - tödliche Gefahr am Wegesrand: Polizeihauptkommissar Andreas Dobslaw will Alleen sicherer machen

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Von Michael Michalzik

Uelzen/Landkreis. Baum-Unfälle sind die gefährlichsten und potenziell tödlichsten Zusammenstöße, die sich im Straßenverkehr ereignen können. Daran hat auch die Corona-Pandemie nicht viel geändert, die laut Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen im Jahr 2020 generell für einen Rückgang der Verstöße und Unfälle auf den Straßen der Region gesorgt hatte: Von insgesamt 20 tödlichen Unfällen im Bereich der Inspektion im vergangenen Jahr waren zehn Baum-Unfälle. 164 Mal kollidierten Autofahrer mit Straßenbäumen. Die Beamten sprechen von einem besorgniserregenden Zustand.

Polizeihauptkommissar Andreas Dobslaw, Leiter Verkehr bei der Polizeiinspektion Lüneburg: „Wir leben in einer ländlichen Region mit viel Natur und Bäumen an den Straßen. Ein Baum wird von Autofahrern so gut wie nie als Gefahr wahrgenommen. Ein entgegenkommendes Auto schon. Dabei kann ein leichtes Ausweichen, etwa um einen Spiegelklatscher zu vermeiden, tödliche Folgen haben, wenn man in den Seitenraum gerät. Dabei spielt keine Rolle, ob man meinen Kleinwagen oder eine Limousine fährt: Ein Baum ab 15 Zentimeter Stammdurchmesser bleibt stehen, wenn er von einem Auto gerammt wird – mit schwerwiegendsten Folgen für die Fahrzeuginsassen.“

Schon mit knapp 60 Stundenkilometern bedeutet ein Aufschlag auf einen Baum, dass dem Fahrer und den Mitfahrern eines Autos schwerste oder tödliche Verletzungen drohen. Dabei spielt es fast keine. Rolle, ob das Fahrzeug seitlich oder frontal mit dem Stamm kollidiert. Auch moderne Sicherheitstechnik kann die Folgen kaum lindern, dazu ist die Wucht zu groß. Dobslaw: „Natürlich gibt es theoretische Konstruktionen wie Käfige. Aber die sind in normalen Fahrzeugen nicht praktikabel.“

Der Verkehrsexperte spricht von Sekundenbruchteilen, die bei Baum-Unfällen über Leben und Tod entscheiden. Dobslaw erinnert an einen Unfall, der sich vor einigen Jahren im Landkreis Uelzen ereignete. Eine Mutter war mit ihren beiden Kindern unterwegs und drehte sich für einen Augenblick nach hinten, um nach ihnen zu sehen: „Am Ende war ein siebenjähriges Kind tot“, zieht Dobslaw auch nach Jahren immer noch bitter Fazit. Es müsse etwas getan werden: „Es muss aber nicht immer gleich die Kettensäge sein.“ In Richtung Amelinghausen etwa sei eine Allee mit Schutzplanken entstanden, die sich sehen lasse: „Niemand wird anzweifeln, dass es keine gelungene Allee ist. Und sie hat die entsprechenden Sicherheitseinrichtungen.“

Viele Unfallsituationen, so Andreas Dobslaw, ließen sich anhand der Fahrdynamik exakt berechnen: „Manchmal fragt man sich, warum ausgerechnet immer dieser eine Baum an einer Straße getroffen wird – ganz einfach: Weil er genau dort steht, wo man landet, wenn man im Kurvenauslauf von der Fahrbahn rutscht.“ In solchen Fällen sei es dann sinnvoll, genau diesen Baum wegzunehmen und an sicherer Stelle eine Ersatzpflanzung vorzunehmen: „Und wenn es eine Birke war, kann ja eine schöne Eiche in einem sicheren Bereich als Ausgleich gesetzt werden.“ Pflanzungen direkt an der Straße hätten ohnehin in einigen Jahren unschöne Nachwirkungen, wenn das Wurzelwerk die Fahrbahn anhebe.

Es könne jedoch auf keinen Fall im Sinne der Gesellschaft sein, dass ein Mensch an einem Baum stirbt, betont Dobslaw. Man müsse immer wieder die persönliche Ansprache an Autofahrer richten: „Man kann die tödlichen Konsequenzen gar nicht stark genug betonen, die hohes Tempo oder Unachtsamkeit auf einer Allee haben können.“

Das wichtigste Instrument, davon ist der Polizeihauptkommissar überzeugt, ist aber ein Tempolimit von 80 auf den entsprechenden Landstraßen: „Ich verstehe nicht, wie man sich da querstellen kann. Wenn man Tempo 80 für alle ausspricht, also auch LKWs mit der Geschwindigkeit fahren dürfen, nimmt man direkt den Überholdruck raus.“ Als Beispiel nennt Dobslaw eine Fahrt von Uelzen nach Lüneburg: „Tagsüber erreicht man ohnehin nur einen Schnitt von knapp 60 Stundenkilometern.“ Eine Reduzierung von 100 auf 80 bedeute also faktisch keinen Zeitverlust: „Vor einigen Jahren galt die K8 im Landkreis Lüchow-Dannenberg als ‚Todesstrecke‘. Seitdem wir da das Tempo reduziert haben, ist die Lage dort total entspannt.“

Foto 1 (Adobe Stock, Symbolfoto): Ein Aufprall auf einen Baumstamm bedeutet für Fahrzeuginsassen oft schwerste oder tödliche Verletzungsfolgen.

Foto 2 (privat): Polizeihauptkommissar Andreas Dobslaw.