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Landkreis Uelzen

Schutzstatus des Wolfs soll abgesenkt werden: Uelzener Politik begrüßt EU-Vorstoß

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Uelzen/Brüssel. Der Ausschuss der Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten (AStV) in der EU hat sich jetzt mehrheitlich dafür entschieden, einen Antrag der EU-Kommission zur Herabstufung des Schutzstatus des Wolfs in die nächste Sitzung der Berner Konvention (BK) einzubringen. Auch Deutschland hat zugestimmt. Ziel des Antrags der Kommission ist eine Umlistung des Wolfs von Anhang 2 (streng geschützt) in Anhang 3 (geschützt) der Berner Konvention.

Die Uelzener Bundestagsabgeordnete Anja Schulz (FDP) begrüßt die Entscheidung Deutschlands, der Herabstufung des Schutzstatus des Wolfs in der Berner Konvention zuzustimmen. Damit werde der Weg für ein effektives Wolfsmanagement geebnet, um Weidetierhalter besser zu schützen. Die Abgeordnete für die Landkreise Celle und Uelzen äußerte sich wie folgt: „Ich freue mich sehr, dass Deutschland dem Vorschlag der EU-Kommission endlich zugestimmt hat, den Schutzstatus des Wolfs von ‘streng geschützt’ auf ‘geschützt’ herabzustufen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um unseren Weidetierhaltern die nötige Unterstützung zu geben.

Die wachsende Wolfspopulation führt zu immer mehr Konflikten. Nutztierrisse nehmen zu und belasten unsere Landwirte erheblich. Es ist unerlässlich, dass wir ein praxistaugliches Wolfsmanagement etablieren, um die berechtigten Interessen der Menschen in unserer Region zu schützen. Der Wolf ist ein Raubtier. Dementsprechend muss er auch reguliert werden.

Dank des Einsatzes der Freien Demokraten in der Regierungskoalition ist es gelungen, diesen Fortschritt zu erzielen. Wir werden weiterhin dafür sorgen, dass konkrete Maßnahmen folgen und die Umsetzung schnellstmöglich erfolgt. Die Anpassung des Schutzstatus ist ein deutliches Signal, dass das Sicherheitsgefühl der Weidetierhalter und der Bevölkerung vor Ort gestärkt wird.“

Der für Uelzen zustädige SPD-Bundestagsabgeordneter Dirk Ulrich Mende erklärt: „Ich begrüße ausdrücklich, dass der Ausschuss der Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (AStV 1) heute beschlossen hat, den Schutzstatus des Wolfs abzusenken Gerade für die Heidschnucken - und Schafhaltung im Wahlkreis Celle-Uelzen ist das ein erster Lichtblick nach Jahren, in denen die Sorgen der Schäferinnen und Schäfer nicht ausreichend gehört wurden. Wir stehen aber auch weiterhin erst am Anfang und haben nur einen ersten Schritt in einem längeren Entscheidungsprozess getan.“ Wichtig sei dabei, so Mende, dass die Bundesregierung „ihren Kurs bei der Wolfspolitik endlich ändert und den tatsächlichen Gegebenheiten und den täglichen Wahrnehmungen anpasst“.

 Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer: „Ich begrüße die Entscheidung des Ausschusses sehr, weil sie auf wissenschaftlichen Fakten basiert, die wir in Niedersachsen über die Umweltministerkonferenz eingefordert haben. Mit zurzeit 56 Rudeln, drei Wolfspaaren und drei Einzelwölfen und einer großen räumlichen Ausbreitung ist der Wolf in Niedersachsen in der biogeographischen atlantischen Region nicht mehr vom Aussterben bedroht. In weiten Teilen Niedersachsens ist damit der gute Erhaltungszustand nach der FFH-Richtlinie erreicht. Der Beschluss heute ist ein richtiger Schritt, um dem erklärten Ziel eines praxisnahen, regional differenzierten Bestandsmanagements näher zu kommen. Klar ist auch: Der Wolf darf nicht wieder ausgerottet oder in anderer Weise im Bestand gefährdet werden, sondern wird grundsätzlich weiterhin naturschutzrechtlich geschützt. Durch eine Lockerung des Schutzstatus erhielten wir aber mehr Möglichkeiten für ein regionales Wolfsmanagement, um damit ein weitgehend konfliktarmes Nebeneinander von Weidetierhaltung und Wolf in Regionen mit vermehrten Nutztierrissen ermöglichen zu können. Ein ausreichender und guter Herdenschutz spielt aber auch zukünftig die zentrale Rolle bei der Vermeidung von Nutztierschäden."

 

Der Verein Weidezone Deutschland e.V. zeigt sich erfreut über das Umdenken der deutschen Umweltministerin Lemke. Wenngleich bereits nach der Erklärung Luxemburgs, am 24.09.2024 für den Vorschlag der europäischen Kommission zur Herabstufung des Wolfes innerhalb der Berner Konvention zu stimmen, eine qualifizierte Mehrheit bestand, so sei das von Berlin ausgesandte Signal ein wichtiger Baustein zur Implementierung eines Artenschutzes, der nicht ausschließlich auf dem Rücken der ländlichen Bevölkerung und der Weidetierhaltung innerhalb der Europäischen Union und der Bundesrepublik Deutschland fuße.

Birgit Rhode, Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes, betont jedoch, dass es lediglich ein erster Schritt sei. Denn nach Beschlussfassung innerhalb der Europäischen Union bedarf es im Dezember der Zustimmung der weiteren Mitgliedsstaaten der Berner Konvention, der Änderung der FFH Richtlinie und – speziell für die Bundesrepublik - der Änderung der §§ 7, 45 und 45 a des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) auf Bundesebene sowie der Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht der einzelnen Bundesländer, welches bisher lediglich in Sachsen, Niedersachsen und Schleswig – Holstein erfolgt sei:  „Einen wirklichen Grund zum Jubeln gibt es also bislang nicht, da Deutschland es bislang versäumt hat, die nötigen Vorarbeiten für das von der Politik in jüngster Zeit mit forderndem Blick nach Brüssel immer wieder als Ziel deklarierte ‚regionale Bestandsmanagement‘ in die Tat umzusetzen – hierzu gehört übrigens auch die Feststellung des günstigen Erhaltungszustand der Spezies Canis Lupus in der Bundesrepublik Deutschland.“

Dem Wolf sei durch wolfsaffine Vereine ein Bärendienst durch das Beklagen jeder Entnahmegenehmigung besonders auffälliger Wölfe erwiesen, da dies ganz maßgeblich zur schwindenden Akzeptanz des Wolfes beigetragen habe: „Wie soll man auch verstehen können, dass ein einzelner Wolf, der 467 Weidetiere, teilweise unter Überwindung von sogenannten Herdenschutzzäunen, getötet hat, dies auch weiter tun darf?“

Es sei Etappensieg der europäischen Weidetierhalter, die aufgrund immer besserer Vernetzung und konsequenter, jahrelanger Präsenz zumindest genügend EU-Parlamentarier erreicht hätten, um den Weg zu ebnen, das tägliche Sterben der Haus- und Weidetierhaltung, das tägliche Sterben auf den Weiden und Wiesen der europäischen Union zu beenden.

Symbolfoto: Adobe Stock