Ansage aus dem Umweltministerium: „In Bad Bevensen soll ein Geothermieprojekt realisiert werden“
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Von Michael Michalzik.
Bad Bevensen auf dem Weg zu einem der landesweiten Leuchttürme in Sachen erneuerbare Energien: Wärmeenergie aus dem Boden soll in der Kurstadt schon in wenigen Jahren dafür sorgen, dass fossile Brennstoffe passé sind. Die Landesregierung in Hannover hat sich die Förderung der Tiefengeothermie ebenfalls groß auf die Fahnen geschrieben. Den Auftakt machte jetzt die Überreichung eines 7 Millionen Euro schweren Förderbescheids für die Stadtwerke Munster, den Niedersachsens Energieminister Christian Meyer vornahm. Zeitgleich hieß es dazu aus dem Umweltministerium: „Neben Munster soll auch in Bad Bevensen ein Geothermieprojekt realisiert werden.“
Und in Bad Bevensen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Eine Hürde ist zunächst zu nehmen: „Wir brauchen eine Probebohrung“, erklärt Stadtdirektor Martin Feller. Die Kosten für eine solche Bohrung in eine Tiefe von mehreren Tausend Metern kostet um die 10 Millionen Euro. Auch für die Stadt Bad Bevensen ein tiefer Schluck aus der Pulle. Ein entscheidender Lösungsvorschlag kam 2021 von Dr. Matthias Miersch, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Der Umweltexperte schlug vor, ein Finanzierungsmodell aus den Niederlanden zu übernehmen, mit dem die Kosten für eine solche Bohrung gefördert werden.
„Inzwischen ist uns aus Hannover signalisiert worden, dass wir eine zu 90 Prozent rückzahlbare Förderung erhalten können“, hält Stadtdirektor Feller fest. Dann müsste die Kurstadt zunächst lediglich eine Millionen Euro aus dem eigenen Etat zusteuern. Wenn das Geld vom Land im Sommer fließt, könnte die Bohrung in der Nähe des Herz-Gefäß-Zentrums im kommenden Jahr beginnen. Zeitgleich treibt Bad Bevensen die Gründung einer eigenen Gesellschaft für erneuerbare Energien voran, die sich um die Vermarktung der neuen Energiequelle kümmern wird. Große Abnehmer gibt es jetzt schon eine ganze Reihe: Jod-Sole-Therme, Kurhaus, die beiden Kliniken, Waldschule, KGS und Rathaus wären als Abnehmer perfekt geeignet. „Derzeit sind wir in Gesprächen mit der Kommunalaufsicht“, so Feller. Denn dort möchte man natürlich wissen, wie Bad Bevensen das insgesamt 25 bis 30 Millionen Euro teure Projekt stemmen will. Der Stadtdirektor ist zuversichtlich: „Durch die großen Abnehmer kämen wir relativ schnell in die Wirtschaftlichkeit.“
Wenn die Probebohrung erfolgreich ist. Zwei Dinge können schiefgehen: „Das Wasser in der Tiefe könnte nicht heiß genug sein. Oder es gibt dort schlicht zu wenig Wasser.“ Eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2014 hatte ergeben: Grundsätzlich ist es möglich, in Bad Bevensen Energie in nennenswertem Maße aus der Tiefe zu fördern. Allerdings kann nur die eigentliche Bohrung verlässliche Ergebnisse darüber liefern, was in 2.800 bis 3.300 Meter Tiefe tatsächlich nutzbar ist. Geht alles nach Plan, steht dann künftig 110 Grad heißes Wasser zur Verfügung, das zunächst zum Heizen verwendet werden soll. Dafür reichen Wärmetauscher aus. Theoretisch könnte man mit solchen Temperaturen auch Strom erzeugen. Doch der Stadtdirektor rät von Übereifer ab: Der Aufwand, das extrem salzhaltige Wasser, in dem viele Mineralien gelöst sind, durch Generator-Turbinen zu pumpen, ist enorm aufwändig. So soll es zunächst bei der Heizungs-Nutzung bleiben. Doch das Feld ist weit: Die neue Gesellschaft wird sich mit allen Themen rund um erneuerbare Energien befassen, also auch mit Windkraft und Photovoltaik. In weiteren Schritten könnten nach den öffentlichen Gebäuden dann auch Privatgebäude über Netzwerke angeschlossen werden. Wenn die Probebohrung Erfolg hat, könnte Bad Bevensen vermutlich ab 2026 in Sachen Energiewende in die Vollen gehen.
Foto (Michalzik): Im Bad Bevensener Rathaus schreiten die Planungen für die Nutzung von Geothermie voran.