Ärger um Bad Bevenser Umweltpreis: Naturschutzverein übt massive Kritik an Projekt der Jägerschaft
- Subtitle: Bad Bevensen
 
Von Michael Michalzik
Bad Bevensen. Die Vergabe des Bad Bevenser Umweltpreises sorgt für Aufregung im Internet. Hintergrund ist eine harsche Kritik des Vereins Wildtierschutz Deutschland. Die Auszeichnung 2013 wurde an Vertreter der örtlichen Jägerschaft vergeben, die unter anderem den Bestand von Rebhühnern und Fasanen gestärkt haben.
Und genau da setzt der Verein Wildtierschutz an. In einem Schreiben, das außer an die Stadtverwaltung auch an die Redaktion der Uelzener Nachrichten gegangen ist, heißt es unter anderem: „Sie haben sich entschieden, dass Jäger Ihren Umweltpreis, datiert mit 1.000€, verdient hätten. Leider haben Sie sich im Vorfeld entweder inhaltlich nicht mit deren Projekt auseinandergesetzt oder aber ganz bestimmte Dinge bewusst ignoriert. Sie loben einen Umweltpreis vor allem auch für das aufwendige Züchten und Aussetzen von 200 Fasanen und 20 Rebhühner aus. Es ist deutschlandweit zu beobachten, dass Jäger zusätzlich Federwild in Feldfluren und an Teichen aussetzen um so ihre artenarmen Jagdreviere aufzuwerten.“
Entsprechend geht es auch in den Kommentarbereichen der Uelzener Nachrichten zur Sache. Unterstützer der Jagd und erbitterte Gegner halten mit ihrer Meinung nicht zurück. So schreibt eine Userin: „Auch die Jäger müssen endlich lernen mit der Natur zu leben und nicht alles abzuschießen was sie stört.“ An anderer Stelle heißt es von einem anderen Leser: „Hobby-Jäger bezahlen für das Töten der Wildtiere und nicht für den Schutz der Artenvielfalt. Die viel gepriesene Hege bedeutet in der Praxis nur die Erhöhung der Bestände.“
Seitens der Stadtverwaltung heißt es: „Die Stadt Bad Bevensen vergibt seit 2013 jedes Jahr den Umweltpreis. Gesucht werden Umweltprojekte, die von einer Fachjury als preiswürdig angesehen werden. Die Zusammensetzung des Preisgerichts ist in den ‚Richtlinien für die Vergabe eines Umweltpreises‘ festgehalten und öffentlich einsehbar. Ebenfalls einsehbar sind die Grundsätze, Kriterien und beispielhafte preiswürdige Aktivitäten.
Der Umweltpreis für das Jahr 2022 wurde an eine Initiative einzelner Jäger verliehen. Der Titel des Projektes laute „Projekt zum Erhalt und der Stärkung des Bestandes von Feldhühnern sowie deren Lebensräume“. Neben dem Erhalt und der Stärkung des Bestandes von Rebhühnern und Fasanen war für das Preisgericht nach einer intensiven inhaltlichen Prüfung die Anlegung und Vernetzung der Habitatstruktur ausschlaggebend für die Verleihung des Umweltpreises. So hätten die Jäger Hecken gepflegt, Saumstrukturen entwickelt und Blühstreifen erweitert und vernetzt. Diese Habitatvernetzung, die dem Erhalt von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen sowie dem Artenschutz dient und von der nicht nur Rebhühner und Fasane profitieren, stand für das Preisgericht in erster Linie im Mittelpunkt der Bewertungen für die Vergabe des Preises an das Projekt der Jäger.
Das sieht der Verein Wildtierschutz anders: „Sie haben mit der Auslobung Ihres Umweltpreises für dieses Jagdprojekt die Jagdlobby vor Ort nicht nur fürstlich bedient und hofiert, Sie haben sie prämiert. Es ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden wirklichen Umwelt-, Tier- und Artenschützers. Wildtierschutz Deutschland fordert die Jury auf, den Preis umgehend zurückzunehmen. Anderenfalls werde es eine Mahnwache vor dem Rathaus geben.
Was den jagdlichen Aspekt angeht, so versichert Kreisjägermeister Heinrich Hellbrügge laut Bevenser Stadtverwaltung, dass in den letzten 20 Jahren im Kreis Uelzen kein Rebhuhn erlegt und nur in äußerst seltenen Fällen ein Fasan Hahn geschossen wurde. Für weitere Fragen rund um die jagdlichen Aspekte des Projekts stehe die Jägerschaft zudem generell gern zur Verfügung.
Foto (Samtgemeinde Bevensen-Ebstorf): Bürgermeister Jürgen Schliekau (2.v.l.) und Stadtdirektor Martin Feller (rechts) überreichen Hubertus Grau (2.v.r.) stellvertretend für die Jägerschaft im Beisein von Jury-Mitglied Bernd Peter den Umweltpreis der Stadt Bad Bevensen.