
Wie geht es weiter an der Mühlenschule Suhlendorf? Kultusministerium nimmt Stellung zur Schulleiter-Problematik – Schulelternrat übt deutliche Kritik
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Von Michael Michalzik
Suhlendorf. Friederike Flasche und die anderen Mitglieder des Schulelternrats wollen nicht klein beigeben. Für sie bleibt die Situation an der Grundschule Mühlenschule in Suhlendorf ungelöst: Die Stelle der Schulleitung ist weiterhin kommissarisch besetzt, die Bewerbung einer Gymnasiallehrerin wurde vom Niedersächsischen Kultusministerium nicht zugelassen (UEN berichteten). Für den Kreistagsabgeordneten Dr. Timo Viehl (Bündnis 90/Die Grünen) liegt das Problem in der bisherigen Handhabe des Landes.
Die Sachlage: Der erfahrene, bisherige Schulleiter Rüdiger Erler hat inzwischen das Pensionsalter erreicht. Doch wie an vielen anderen Grundschulen in Niedersachsen auch fand sich kein Nachfolger. Erler, nicht willens, Schüler, Eltern und Kollegium im Stich zu lassen, erklärte sich bereit, die Leitung weiterhin kommissarisch auszuüben. In der Zwischenzeit wurde die aus Suhlendorf stammende, in Schleswig-Holstein tätige Gymnasiallehrerin Claudia Ramünke (41) auf die Vakanz aufmerksam und bewarb sich – vergebens: Das Kultusministerium in Hannover entschied aufgrund ihrer Fächerkombination Französisch und Geschichte auf „ungeeignet“ für die Position.
Für Friederike Flasche eine vollkommen unverständliche Haltung des Ministeriums: „Auch an der Mühlenschule unterrichten die anderen Lehrer fachfremd. Ansonsten könnte der Unterricht überhaupt nicht aufrechterhalten werden.“ Auch eine anberaumte Informationsveranstaltung mit politischen Vertretern konnte die Haltung der Dezernenten in der Landeshauptstadt nicht ändern.
Auf UEN-Nachfrage nimmt nun das Kultusministerium Stellung. Ein Sprecher: „Wir nehmen die Sorgen der Eltern und des Kollegiums sehr ernst und arbeiten unter Hochdruck weiter an einer Lösung.“ Aber: „Die Schulleitung einer Grundschule ist nicht nur für Leitungsaufgaben verantwortlich, sondern hat zugleich auch eine Unterrichtsverpflichtung. Und diese Unterrichtsverpflichtung ist an der GS Suhlendorf auch beträchtlich. Hier muss die Schulleitung der GS Suhlendorf derzeit 14 Stunden Unterricht in der Woche erteilen. Entsprechend müssen die erforderlichen fachlichen Kompetenzen vorhanden sein, um Fachunterricht in der Grundschule erteilen zu können.“
Eine klare Absage bezüglich der Fächerwahl von Bewerberin Ramünke. Dr. Timo Viehl: „Von den Vorgaben her ist die Lage eindeutig.“ Aber genau darin sieht Viehl, der am Uelzener Lessing-Gymnasium unterrichtet und selbst gewerkschaftlich engagiert ist, das Problem: Angesichts der aktuellen Entwicklungen und der vielen unbesetzten Schulleiter-Stellen müssten die Regularien angepasst werden: „Doch das kann Jahre dauern und hilft der Mühlenschule gar nichts.“ Sein Vorschlag: Die Suhlendorfer Grundschule zu einer Modellschule mit einem festen Leitbild machen – beispielsweise Geschichte: „Dann passt es.“ In Niedersachsen gibt es bereits eine ganze Reihe Grundschulen, die sich als „Zukunftsschulen“ Schwerpunktthemen verschreiben.
Seitens des Kultusministeriums heißt es weiter: „An den niedersächsischen Grundschulen liegt der klare Fokus auf dem Erlernen der Sprache sowie der Vermittlung von Basiskompetenzen (Deutsch und Mathe). Daher stellen wir in Niedersachsen durchaus immer wieder Gymnasiallehrkräfte an Grundschulen ein. Das ist geübte Praxis. Diese müssen jedoch zumindest eines der Fächer Deutsch oder Mathematik studiert haben, weil das die Fächer sind, die den absoluten Schwerpunkt des Stundenplans bilden. Auch andere Fächer, die an der Grundschule unterrichtet werden, können anerkannt werden und Lehrkräfte mit einer Genehmigung unterrichten. Bei der genannten Bewerberin liegt aber keines dieser Fächer vor.“ Anerkannt werden könnten Englisch, Sport, Musik, Kunst, Religion und auch Anteile naturwissenschaftlicher Fächer.
Beim Besuch einer Dezernentin wurde dies noch einmal sehr deutlich gemacht, berichtet Schulelternratsvorsitzende Friederike Flasche. Die Stimmung sei unangenehm und unterkühlt gewesen. Sogar eine Aussage, die fast wie eine Drohung klang, sei seitens der Besucherin aus Hannover gefallen: „Hoffentlich sind auch die Vorgesetzten von Frau Ramünke in Schleswig-Holstein informiert.“
Das Kultusministerium fasst zusammen: „Es ist festzustellen, dass die Schule seit 2024 nicht ‚leitungslos‘ ist, sondern von einer ausgebildeten und qualifizierten Kraft geleitet wird, die aus der Pension zurückgekehrt ist, und sie bis mindestens Ende Juli 2026 auch leiten wird. Eine erneute Ausschreibung der Position wird vorgenommen. Wir sind zuversichtlich, die Stelle zu besetzen.“
Foto: Samtgemeinde Rosche