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„An die Zukunft der Mobilität denken, statt an Kernzahlen aus der Vergangenheit“

  • Subtitle: Uelzen

Uelzen. Wohnraum und Straßenverkehr sind zwei der zentralen Zukunftsthemen der Hansestadt Uelzen. Im Gespräch mit den Uelzener Nachrichten geht CDU-Bürgermeisterkandidatin Dr. Wiebke Köpp auf Probleme und Lösungen für die neuralgischen Punkte ein.

 „Mir ist es wichtig, bei der Stadtentwicklung und vor allem bei der Planung von Infrastrukturmaßnahmen die Zukunft der Mobilität konsequent mitzudenken, anstatt sich an Kennzahlen aus der Vergangenheit zu orientieren.

Wir haben andere Rahmenbedingungen als die Großstädte, deshalb sind dort entwickelte Strategien zur Verkehrswende nicht 1:1 auf uns in Uelzen übertragbar. Staus und Parkplatznot sind bei uns in der Regel kein großes Problem. Der ÖPNV ist im Vergleich zum eigenen Auto weniger flexibel und komfortabel, besonders außerhalb des Stadtgebiets. Deshalb wird das Auto zunächst das wichtigste Verkehrsmittel bleiben. 

Der ÖPNV in seiner heutigen Form wird relativ wenig genutzt. Deshalb kann er nicht wirtschaftlich betrieben werden und braucht hohe Subventionen, selbst für eine Grundversorgung. Das muss auch so sein, denn viele Menschen sind auf dieses Angebot angewiesen. Ich gehe aber davon aus, dass es in wenigen Jahren andere, bessere Mobilitätskonzepte geben wird. Autonome Fahrzeuge werden Personen und Güter nach Bedarf statt nach einem festen Fahrplan transportieren. Der Betrieb kostet wesentlich weniger, dadurch kann das Angebot insgesamt ausgebaut und attraktiver gemacht werden. Die Menschen werden umsteigen, wenn eine solche neue Form des ÖPNV mindestens ebenso komfortabel ist wie das eigene Auto. Darin sehe ich eine echte Chance für eine Mobilitätswende und damit auch für einen besseren kommunalen Klimaschutz. 

Auch für den Fahrradverkehr gilt: Komfort ist Trumpf. Durch den Trend zum E-Bike wird das Fahrrad in Zukunft auch für etwas längere Distanzen eine gute Alternative zum Auto, etwa für den Arbeitsweg. Wir brauchen dafür aber schnelle, bequeme und vor allem sichere Radverkehrswege, die die Stadt flächendeckend erschließen. In den letzten Jahren ist dazu wenig passiert. Im jüngsten Fahrradklimatest ist Uelzen geradezu abgestürzt und belegt in Niedersachsen Platz 52 von 54. Wenn sich drei Viertel der befragten Radfahrer nicht sicher fühlen, muss man nicht lange überlegen, warum die Mehrheit auch in der Stadt das Auto dem Fahrrad vorzieht. Selbst bei großen Straßenbaumaßnahmen wie dem Umbau der Kreuzung Ebstorfer Straße/Lüneburger Straße wurden die Radfahrer schlichtweg nicht berücksichtigt. Das muss besser werden.

Junge Familien wünschen sich vor allem drei Dinge: Passenden und bezahlbaren Wohnraum, gute Kindergärten und Schulen, attraktive Betreuungs- und Freizeitangebote. Das Wohnen hat einen hohen Stellenwert. Die meisten Familien möchten in einem eigenen Haus mit Garten wohnen – leider übersteigt die Nachfrage das Angebot bei Weitem. Neue Baugebiete sind eine wichtige Maßnahme, gehen aber auch mit viel Flächenfraß einher und müssen mit Augenmaß geplant werden. Eine zweite gute Möglichkeit, familiengerechten Wohnraum zu schaffen, sehe ich in der Nutzung von Lücken, Brachen, Leerständen und ungenutzten Wohngebäuden. Als Unterstützung dafür kann unter anderem ein Leerstandskataster dienen oder auch ein Wohnungstauschprogramm für Seniorinnen und Senioren, die in zu großen Wohnungen leben. Die Verjüngung und Belebung bestehender Quartiere hat gegenüber großen Neubaugebieten den Vorteil, dass eine gesunde Mischung aus Jung und Alt entsteht. Im Kernstadtbereich brauchen wir dringend eine integrierte Stadtentwicklungsstrategie: Wohnen, Gewerbe, öffentliche Einrichtungen, Erholung/Freizeit und Verkehr müssen zusammengedacht werden. Die Stadt könnte sich dabei einen größeren Gestaltungsspielraum als bisher verschaffen, indem sie in sensiblen Quartieren von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch macht und dann größere Einheiten vermarktet oder auch selbst nutzt.“

Foto (privat): Dr. Wiebke Köpp, Bürgermeisterkandidatin der CDU