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Hubertus Hacke: „Der Lückenschluss der A39 ist längst überfällig“

  • Subtitle: Uelzen

Uelzen. Stadt und Landkreis Uelzen stehen vor einem Umbruch im Bereich der verkehrlichen Infrastruktur. Hubertus Hacke, Bürgermeisterkandidat der FDP, spricht im Interview über neue Herausforderungen, Chancen und eine Zukunft für die A39.

Sehr geehrter Herr Hacke, der Ausbau der A39-Trasse, um Wolfsburg im Süden mit Hamburg im Norden zu verbinden und damit auch Stadt und Kreis Uelzen anzubinden, erhitzt immer noch die Gemüter. Ist die Trasse Ihrer Meinung nach überhaupt noch zeitgemäß, oder sollten wir uns auf die Suche nach alternativen Konzepten machen?

Hubertus Hacke: Ich würde es andersherum formulieren. Es ist nicht zeitgemäß, dass sie noch immer nicht gebaut wurde. Der Lückenschluss der A39 ist längst überfällig. Wer sich das Autobahnnetz in Deutschland anschaut, sieht, dass es ein großes Loch im Netz gibt. Uelzen liegt in diesem Loch. Der Individualverkehr der Zukunft wird aller Voraussicht nach weiterhin auf der Straße stattfinden. Ich weiß nicht, wie er aussehen wird, aber es wird so sein. Dem müssen wir einen Boden geben, auf dem er sich bewegen kann. Die B4 reicht dafür nicht aus, wenn wir Uelzen als Zukunftsstadt weiterentwickeln wollen.

Stehen E-Mobilität und A39 im Widerspruch, oder könnte das vielleicht sogar passen?

Hubertus Hacke: Ich sehe darin keinen Widerspruch. Für mich ist die Politik in der Verantwortung, Infrastruktur und einen umweltverträglichen Gesetzesrahmen zu schaffen. Die Ausgestaltung innerhalb dieses Rahmens sollten wir der Wissenschaft und der Wirtschaft überlassen. Im Konkreten bedeutet das, der Staat stellt mit der A39 eine asphaltierte Fläche bereit, auf der sich der Individualverkehr schnell bewegen kann. Eine Forderung der Freien Demokraten ist es zudem, einen CO2-Deckel einzuführen. Das bedeutet, dass anhand des Pariser-Klimaabkommens festgelegt wird, wie hoch der CO2-Ausstoß in Deutschland maximal pro Jahr sein darf. Die Verteilung dieses Ausstoßes wird dann durch Marktmechanismen geregelt, wie es derzeit schon erfolgreich beim Zertifikatehandel für den Industrie-Ausstoß funktioniert.

Wenn es in dieser Form geregelt ist, dann braucht man keine Verbotspolitik mehr. Verbotspolitik bestraft gerne den komfortabelsten Weg für einen vermeintlich besseren. Mein Politikansatz lässt hingegen zu, dass sich neue komfortable Lösungen durchsetzen, an die ein Politiker heute vielleicht noch gar nicht denken kann.

Würde die Hansestadt Uelzen von einer Autobahn profitieren, oder sollten alternative Wege beschritten werden, um die Infrastruktur zu verbessern

Hubertus Hacke: Der Bau der Autobahn bedeutet ja nicht, dass alternative Wege vernachlässigt werden sollen. Zumal die Hansestadt Uelzen für den Bau der Autobahn schlussendlich gar nicht zuständig ist. Anders verhält es sich beispielsweise beim Radverkehr. Dort ist die Hansestadt Uelzen unmittelbar in der Verantwortung. Und dort hat sie in den letzten Jahren vollkommen versagt. Den Beweis tritt der aktuelle Fahrradklima-Test an. Uelzen ist auf Platz 52 von 54 beim Radverkehr in Niedersachsen. Wir haben uns als eine der wenigen Gemeinden im Vergleich zum vorherigen Ranking verschlechtert.

Uelzen hat perfekte Bedingungen zum Fahrrad fahren. Ich selber liebe es, im Stadtgebiet Rad zu fahren. Im Vergleich zu vielen anderen Städten ist es jedoch gefährlicher und weniger komfortabel. Viele Radwege werden durch andere Verkehrssituationen unterbrochen oder es herrschen unklare Regeln. In den neu gebauten Straßen wie der Alewinstraße wurde der Radverkehr absichtlich nicht mitgedacht.

Andere Städte zeigen gerade, wie es besser geht. Dort werden Radwege neu geschaffen, die ein schnelles und sicheres Radfahren ermöglichen, ohne dabei die anderen Verkehrsteilnehmer zu behindern. Der Ausbau des Fahrradnetzes wird eine der obersten Prioritäten in den kommenden fünf Jahren Stadtpolitik sein.

Braucht Uelzen überhaupt noch mehr Anbindung? Reichen B4, Bahn und Elbe-Seitenkanal nicht aus?

Hubertus Hacke: Uelzen braucht mehr Anbindung, wenn wir wollen, dass Uelzen sich weiterentwickelt. Wir werden den Verkehr nicht langfristig vollständig auf die Schiene übertragen können. Das würde zum einen voraussichtlich einen Ausbau des Schienennetzes von 2-3 Gleisen bedeuten. Zum anderen hätten wir dann immer noch die vergleichsweise Inflexibilität, die das Reisen mit der Bahn mit sich bringt.

Man darf mich jetzt nicht falsch verstehen. Ich persönlich habe kein eigenes Auto und reise daher gerne mit der Bahn. Aber man sollte nie von sich auf andere schließen. Es gibt andere Lebensentwürfe und die sind auf das Auto angewiesen. Die Gründe sind vielseitig, sei es der Beruf oder der Wohnort.

Staatliche Aufgabe ist es, ein gutes und vielseitiges Angebot zu schaffen. Aus diesem Angebot können die Menschen dann wählen. Die A39 sollte zu diesem Angebot dazu gehören. Das ist meine tiefe Überzeugung.

Foto (privat): Hubertus Hacke, Uelzener Bürgermeisterkandidat der Freien Demokraten.