Schwere Vorwürfe gegen Metronom: Warf ein Schaffner einen Rollstuhlfahrer mit roher Gewalt aus dem Zug? Uelzener Zugbetreiber reagiert mit Stellungnahme
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Lüneburg/Uelzen. Ein Zwischenfall, in den der Uelzener Zugbetreiber Metronom involviert ist, schlägt hohe Wellen, seitdem Videos in den Sozialen Medien kursieren: Am 4. Mai soll ein Rollstuhlfahrer im Bahnhof Lüneburg daran gehindert worden sein, einen Zug zu nutzen. Kurze Videos zeigen, wie am Schluss ein Rollstuhl kopfüber auf dem Bahnsteig liegt. Für die antiableistische Aktion Lüneburg, die sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen starkmacht, eine klare Sache: „Am 4. Mai 2025 wurde einem Rollstuhlfahrer am Lüneburger Bahnhof untersagt, im Rollstuhlabteil mit dem Metronom zu fahren. Der Zug sei angeblich voll. Fußgängerinnen durften während der Auseinandersetzung weiterhin in den Zug einsteigen. Ebenfalls waren einige Fahrradfahrerinnen in andere Abteile des Metronoms eingestiegen, ohne daran gehindert zu werden. Nur der Rollstuhlfahrer durfte nicht mitfahren.“
Weiterhin beschreibt die Initiative: Dieser wollte sich die Diskriminierung nicht gefallen lassen und stieg trotzdem aus eigener Kraft ein, der Rollstuhl passte gerade in den Zug hinein. Ein Zugbegleiter habe sich aggressiv verhalten, griff nach dem Rollstuhl und warf diesen auf dem Bahnsteig. Der Metronom-Mitarbeiter habe dann versucht, den Rollstuhlfahrer, der sich dann ohne seinen Rollstuhl im Zug befand, unter Einsatz von umfangreicher körperlicher Gewalt aus dem Zug zu entfernen. Andere Fahrgäste hätten dem Schaffner sogar dabei geholfen. Der Zug fuhr dann ohne den Rollstuhlfahrer, er wurde als einziger zurückgelassen. Auch die gerufene Polizei habe dem Rollstuhlfahrer nicht geholfen.
Dazu nimmt Zugbetreiber Metronom jetzt Stellung: „Am 4. Mai kam es am Bahnhof Lüneburg zu einem Polizeieinsatz mit einem mobilitätseingeschränkten Reisenden. Ein stark verkürzter Videoausschnitt sorgt seither für öffentliche Diskussionen. Wir haben den Vorfall intern aufgearbeitet, dokumentiert und an die Ermittlungsbehörden übergeben.
Demzufolge kam es am 4. Mai am Bahnhof Lüneburg zu einem Vorfall mit einem mobilitätseingeschränkten Reisenden, bei dem einer unserer Mitarbeitenden verletzt wurde – unser Mitarbeiter musste daraufhin ambulant im Krankenhaus behandelt werden.
Seit dem 8. Mai 2025 kursiert von der Situation in den sozialen Netzwerken ein Video, das den Eindruck erweckt, der Reisende im Rollstuhl sei von Mitarbeitenden der metronom Eisenbahngesellschaft am Bahnhof Lüneburg gewaltsam aus dem Zug gedrängt worden. Die gezeigte Sequenz wird von einem begleitenden Text kommentiert, der schwere (teils persönliche) Vorwürfe gegen unser Personal erhebt, darunter Diskriminierung und körperliche Übergriffe. Dieser stark verkürzte Videoausschnitt sorgt seitdem für öffentliche Diskussionen in den sozialen Medien.
Unserer Auffassung nach zeigt das in den sozialen Medien verbreitete Videomaterial nur einen kurzen, kontextlosen Ausschnitt des Geschehens. Es gibt weder den gesamten Ablauf noch die Eskalationsdynamik angemessen wieder. Eine umfassende Urteilsbildung ist auf dieser Grundlage nicht möglich. Dennoch hat die Veröffentlichung zu zahlreichen pauschalen Vorwürfen, Anfeindungen und Spekulationen gegenüber unseren Mitarbeitenden geführt – in einem Fall sogar sehr persönlich. Wir halten diese Form der öffentlichen Vorverurteilung für falsch, insbesondere, wenn persönliche Anschuldigungen ohne vollständige Kenntnis des Sachverhalts erhoben werden. Eine sachliche Aufarbeitung kann nur im Rahmen eines rechtsstaatlichen Verfahrens erfolgen.
In dieser Angelegenheit agieren wir deshalb transparent und offen: Wir haben den Vorfall intern aufgearbeitet, dokumentiert und den Ermittlungsbehörden übergeben. Bitte seid Euch daher sicher, dass wir diese Vorwürfe sehr ernst nehmen. Bislang liegen uns – mit Ausnahme des zweifelhaften Videos – keine weiteren Anhaltspunkte für ein entsprechendes Fehlverhalten unserer Kollegen vor Ort vor. Uns liegen auch keine offiziellen Personalbeschwerden aus der Vergangenheit vor, die ein derartiges Verhalten der betroffenen Kollegen widerspiegeln würden.
In weiteren Videos, die seit dem 8. Mai veröffentlicht wurden, werden ähnlich gelagerte Fälle geschildert. Zu diesen liegen uns jedoch ebenfalls keine offiziellen Personalbeschwerden vor. Eine diesbezügliche Kontaktaufnahme hat mit uns (noch) nicht stattgefunden. Wir versuchen daher derzeit, die genauen Reisedaten von den betroffenen Reisenden einzuholen, um auch diese Fälle unabhängig überprüfen zu können.
Wir untersuchen seit Anfang an die Vorwürfe sehr genau, auch wenn sich die Schilderungen der Situation – wie bereits erwähnt – stark voneinander unterscheiden. Wir haben großes Vertrauen in die Ausbildung, die Fähigkeiten und das angemessene sowie kundenorientierte Verhalten unserer Mitarbeitenden. Sollte es dennoch einen Grund für ein fehlerhaftes Verhalten geben, werden wir sofort und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Gleichzeitig betonen wir deutlich: Unser Unternehmen steht für einen diskriminierungsfreien und respektvollen Umgang – gegenüber allen Fahrgästen und Reisenden sowie innerhalb unserer Belegschaft.
Wir möchten einen Raum schaffen, in dem sich alle Menschen sicher und gut aufgehoben fühlen können. Für übergriffiges Verhalten gibt es bei uns deshalb keinen Raum – in keiner Richtung. Ein sichtbares Zeichen für dieses Selbstverständnis ist die von uns ins Leben gerufene Initiative #respektvollreisen.
Wir bedauern sehr, dass es am 4. Mai 2025 zu einer Situation gekommen ist, die zu öffentlicher Irritation und Betroffenheit geführt hat.
Auch mobilitätseingeschränkte Fahrgäste haben weiterhin die Möglichkeit, ihre Reise sorglos mit dem metronom zu planen.
Aufgrund der laufenden Ermittlungen der Polizei können und werden wir jedoch keine weiteren personenbezogenen Auskünfte erteilen oder uns zu weiteren Details äußern. Dies würde an dieser Stelle keiner Seite helfen. Wir vertrauen auf eine lückenlose und sachliche Aufklärungsarbeit durch die zuständigen Stellen.
Screenshot: privat