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„Der Simca-Virus lässt einen nicht mehr los“: Kurt Ketterkat schwärmt seit Jahrzehnten für die schicken französischen Flitzer

  • Subtitle: Westerweyhe

Von Michael Michalzik

Westerweyhe. Kurt Ketterkat war noch Lehrling, als die ersten zehn Simcas Anfang der 1960er-Jahre nach Uelzen kamen - zur Gasolina-Tankstelle an der Veerßer Straße, bei der er seine Ausbildung machte. Fortan gab es dort die schicke französische Automarke zu erstehen. „Heute ist da der Parkplatz der Uelzener Versicherungen“, erinnert Ketterkat im Gespräch mit den Uelzener Nachrichten an die Pionierzeit, als die sportlichen Flitzer zu Werbezwecken auch schonmal spektakulär auf zwei Rädern vor dem heutigen alten Kreishaus um die Kurven gejagt wurden. Die Gasolina ist längst ebenso Geschichte wie der traditionsreiche französische Autobauer. Aber für Ketterkat steht fest: „Der Virus Simca lässt einen nicht mehr los.“

Die Jahre nach der Lehre gingen ins Land. Kurt Ketterkat blieb dem Automobil treu, führte unter anderem eine Raiffeisentankstelle. Schließlich machte er sich mit einem Autohandel in der Lüneburger Straße selbstständig: „Wir haben alle Marken verkauft und repariert.“ Aber Familie Katterkat - Ehefrau Annegret und Tochter Angela stets dabei - verschrieb sich weiterhin den Simcas, den kompakten Viertürern mit hintenliegendem Motor und Heckantrieb.

Sogar im Rallyesport waren sie aktiv - mit Martin Werner als Fahrer, der bis heute der beste Freund ist: „Ich habe mich ums Schrauben und das Management gekümmert, Martin war immer der beste Fahrer“, hält Kurt Ketterkat fest. Selbst Porsches brachte man auf losem Geröll in Verlegenheit, auch wenn manchmal Lehrgeld zu bezahlen war: „Wir Norddeutschen mussten lernen, dass man im Süden der Republik etwas anders fuhr. Die wussten, dass der Motor beim Simca hinten liegt. Ein Stupser ins Heck, und wir waren mit Schaden raus.“ Bis Kurt und Martin ein zusätzliches Alu-Profil als Schutz einschweißten.

In einer geräumigem Halle in Westerweyhe ist über die Jahre ein ganz besonderes Heim für Simcas entstanden. Auch Ortsbürgermeister Karl-Heinz Günther, selbst Oldtimer-Fan, nahm sich jetzt bei einem Besuch viel Zeit zum Stöbern und Entdecken. Die perfekt in Schuss gehaltenen Simcas sind weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt, tauchen immer wieder in Fachmagazinen auf. 

Sieben Autos bis hin zum Rallye III mit brüllenden 103 PS, Werkzeuge, etliche Kisten Ersatzeile stehen und lagern in der Halle. Sogar ein noch original verpackter Motor in seiner hölzernen Transportkiste ist zu bestaunen. „Diesen Motor gebe ich nicht her“, erklärt Kurt Ketterkat. Viele andere Teile und Werkzeuge allerdings schon: Am Freitag, 22. August, und Sonnabend, 23. August, findet jeweils von 9 bis 16 Uhr ein großer Verkauf an der Adresse Altes Dorf 101a in Westerweyhe statt - jede Menge fachsimpeln eingeschlossen. Die Autos und einige besonders geliebte Stücke bleiben in der Sammlung. Aber etliche Ersatzteile und viele Maschinen sowie Werkzeuge gibt es zu kaufen. „Und dann“, sagt Ehefrau Annegret und drückt ihren Kurt ganz fest, „dürfen wir auch mal Rentner sein.“

Fotos: Michalzik