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Kunst schwebt über Uelzen: Das Schnellenmarkt-Quartier wird zur Galerie unter freiem Himmel

  • Subtitle: Uelzen

Uelzen. Es ist ein ungewöhnlicher Moment, der sich am Dienstag, dem 9. September 2025, mitten in der Innenstadt von Uelzen ereignet: Fünf Kunstwerke, jedes mehrere Quadratmeter groß, werden per Hubsteiger an die stählernen Überspannungen des Schnellenmarkt-Platzes gehängt – hoch über den Köpfen der Passanten. Was aussieht wie eine technische Herausforderung, ist in Wahrheit der sichtbare Auftakt für einen kulturellen Wandel. Denn mit der Ausstellung „Kunst Hoch 3“ beginnt die nächste Etappe der städtischen Transformation des Schnellenmarkt-Quartiers – hin zu einem offenen Kunst- und Kulturviertel.  

Was vor wenigen Jahren noch ein funktionaler Durchgangsbereich war, ist heute Experimentierfeld, Identifikationsort und Impulsgeber für neue Ideen. Ziel der Hansestadt ist es, nicht nur Leerstände zu füllen, sondern eine echte Aufenthaltsqualität zu schaffen – mit Kultur, Kreativität und Bürgerbeteiligung als zentralen Bausteinen. Möglich wird das durch das Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ), das genau solche Projekte unterstützt.  Mit „Kunst Hoch 3“ entsteht ein neuer Zugang zu Kunst im öffentlichen Raum – frei zugänglich, barrierefrei, sichtbar und erlebbar für alle. Die fünf ausgewählten Werke stammen von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region, die sich im Vorfeld auf einen öffentlichen Aufruf hin beworben hatten. Sie wurden von einer unabhängigen Jury ausgewählt – nach Kriterien wie künstlerische Qualität, regionale Verankerung und Wirkung im öffentlichen Raum.  

Den Auftakt macht Astrid Lamm, auch bekannt unter dem Künstlernamen PIPPILOTTA. Ihre Arbeit zeigt ein schaukelndes Mädchen, begleitet von einem Schmetterling und einer Blume – ein filigranes, fast schwereloses Werk, das den Moment der Kindheit und Leichtigkeit inmitten der Stadt thematisiert. Die Künstlerinnen Anke Späth und Sara Czerny sowie der Künstler Jaroslaw Jedliński aus „Unser kleines Stadtatelier für kreative Inklusion“ rund um Gründerin Brigitte Schulz, steuern drei Werke bei, darunter ein Klangobjekt, das nicht nur visuell, sondern auch akustisch erlebbar ist.  Jarosław Jedliński malt mit Acryl und Marker vertraute Orte aus Uelzen – ein Bahnhof, ein Park, eine Straße – und verleiht ihnen durch Farbe und Form eine emotionale Tiefe. Das Künstlerduo Astrid Teske und Craig Ashton greift mit „Der Lindenbaum“ die Romantik des Volkslieds „Am Brunnen vor dem Tore“ auf. Eine echte Linde, gepflanzt am Rand des Brunnens auf dem Platz, wird Teil der Installation. Simona Staehr, Vorsitzende des BBK Uelzen, rundet die Ausstellung mit ihrem Werk „Mütterliche Leichtigkeit“ ab – schwebende Seifenblasen als Symbol für Geborgenheit, Nähe und die Zerbrechlichkeit besonderer Momente.

Doch „Kunst Hoch 3“ ist mehr als eine Schau. Es ist ein Beteiligungsprojekt. An jeder der fünf  Stationen ist ein QR-Code angebracht. Wer ihn scannt, erhält Hintergrundinfos zu Werk und Künstlerin bzw. Künstler – und kann gleichzeitig für das persönliche Lieblingswerk abstimmen. Das meistgewählte Werk wird zum Ende der Ausstellung ausgezeichnet, die Künstlerpersönlichkeit dahinter erhält eine kleine Anerkennung. Die Abstimmung ist bewusst niederschwellig gehalten – ein Angebot, sich aktiv mit Kunst auseinanderzusetzen und den öffentlichen Raum mitzugestalten.

Alexander Hass, Betriebsleiter des Eigenbetriebs Kultur | Tourismus | Stadtmarketing der Hansestadt  Uelzen, sieht in dem Projekt ein starkes Zeichen für die Neuausrichtung der Innenstadt: „Dieses Projekt ist nicht nur Kunst, es ist Haltung. Es zeigt, wie wir mit kreativen Mitteln Lebensqualität schaffen können – für alle Generationen, ohne Eintrittskarte, mitten im Alltag. Der Schnellenmarkt ist das beste Beispiel dafür, wie Stadt sich verändern kann, wenn man sie öffnet.“  Die Ausstellung ist auf mehrere Monate angelegt und soll gezielt neue Impulse für das Quartier setzen. Weitere Formate sind bereits in Vorbereitung – darunter temporäre Lichtkunst, kleine  Veranstaltungen im öffentlichen Raum sowie neue Ansätze für gastronomische und soziokulturelle  Nutzung. „Der Schnellenmarkt wird damit mehr und mehr zu einem Ort, der nicht nur durch  Architektur, sondern vor allem durch Kunst & Kultur überzeugt.“, erklärt Quartiersmanager Robin Hammer.

Zur Eröffnung am 9. September um 15 Uhr lädt die Hansestadt alle Interessierten herzlich ein. Im  Rahmen eines gemeinsamen Rundgangs stellen die fünf beteiligten Künstlerinnen und Künstler ihre Werke vor und berichten von ihren Ideen, Techniken und Geschichten hinter den Motiven. Auch Vertreterinnen und Vertreter der Politik, Verwaltung und Kulturszene sind anwesend. Die Presse ist ebenfalls eingeladen, den Wandel des Platzes bildstark zu begleiten.  Wer an diesem Tag in Uelzens Innenstadt unterwegs ist, sollte nach oben schauen. Denn manchmal beginnt Stadtentwicklung nicht auf dem Papier – sondern in der Luft.  

Fotomontagen (EB KTS): Simulation möglicher Kunstobjekte über dem Schnellenmarkt-Quartier