Wirtschaftsstandort Uelzen: CDU und SPD stellen jeweils Anträge für Gründungen von Entwicklungsgesellschaften
- Subtitle: Uelzen
Uelzen. Trotz weiterhin fehlender Autobahn hat Uelzen als Wirtschaftsstandort handfeste Vorteile - über B4, Bahn und Elbe-Seitenkanal angebunden, zwischen Hamburg und Hannover gelegen und mit einem stabilen Branchenmix ausgestattet, der starke Unternehmen aus der Lebensmittelbranche beinhaltet. Freie Flächen für Neuansiedlungen sind ebenso vorhanden. Die Tatsache, dass die Hansestadt absolut nichts mit VW oder Zulieferfirmen zu tun hat, wie etwa der Nachbarkreis Gifhorn, lässt sich nach aktuellem Stand gar als Vorteil werten. Potenzial ist also vorhanden. Und das sollte nach Ansicht von CDU und SPD stärker genutzt werden - denn die Zeiten für Kommunen sind hart: immer mehr teure Aufgaben, immer weiter steigende Personal- und Energiekosten. Auf fast 24 Millionen Euro werden sich die Uelzener Defizite im kommenden Jahr belaufen (UEN berichteten) Zeit, sich neue Einnahmequellen zu erschließen.
Deswegen gibt es zwei Anträge, die aktuell ihren Weg durch die Ausschüsse des Rats der Hansestadt Uelzen gehen. Die CDU unter dem Fraktionsvorsitz von Stefan Hüdepohl hat vorgelegt: Die Christdemokraten wollen einen neuen städtischen Eigenbetrieb, eine „Wirtschafts- und Innovationsagentur Uelzen“ (WIU). Lange gefackelt werden soll nicht: 550.000 Euro soll der Eigenbetrieb nach Vorstellung der CDU im kommenden Jahr als Startbudget erhalten, 2027 dann weitere 850.000 Euro. Nägel mit Köpfen also. Dafür soll die WIU dann in die Vollen gehen: Unternehmens- und Branchenakquise (etwa AgriTech, GreenTech, Ernährungswirtschaft, Digitalisierung) für die aktuell in Planung befindlichen Gewerbegebiete in der Hansestadt Uelzen, Verknüpfung zukunftsstarker Betriebe mit Universitäten, Wohnungsbaukatalyse, Schaffung von Potenzialwohnraum in der Innenstadt, Vermittlung von Fördermitteln und Investoren, Aufbau einer Schulungsumgebung oder eines überbetrieblichen Aus- und Weiterbildungszentrums, Kooperation mit Forschungseinrichtungen, Erhöhung der Freizeit- und Lebensqualität - das alles sowie weiche Faktoren wie Standortmarketing und Imagebildung hat die CDU einem potenziellen neuen Eigenbetrieb ins Lastenheft geschrieben.
Hüdepohl: „Uelzen kann mit den 90 Hektar Gewerbeflächen, einer strategisch arbeitenden WIU und der Fokussierung auf Branchen mit hoher Wertschöpfung pro Hektar das Gewerbesteueraufkommen mindestens verdoppeln."
Bei der SPD wünscht man sich ebenfalls eine Entwicklungsgesellschaft. Die Sozialdemokraten legen den Fokus aber klar auf das seit Jahren in Planung befindliche, fast 100 Hektar große Gewerbegebiet Hafen Ost: „Die Verwaltung der Hansestadt wird aufgefordert, die notwendigen Beschlüsse herbeizuführen, um die Hafenosterweiterung voranzutreiben, um dort ein Gewerbegebiet zu erschließen“, heißt es im SPD-Antrag. Mit einer Entwicklungsgesellschaft, so weiter, könnten nicht nur die notwendigen Maßnahmen konzeptionell abgestimmt und vorbereitet, sondern auch strategische Eckpunkte festgelegt und umgesetzt werden, um Uelzen zu einem ökonomisch resilienten und ökologisch nachhaltigen Wirtschaftsstandort zu gestalten. Dabei spielt für die Sozialdemokraten die künftige Versorgung mit regenerativer Energie im Landkreis eine wichtige Rolle, die immer mehr zum Tagen kommt. Die Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung (UEN berichteten) sollen genutzt werden, im energetische Synergieeffekte zu erzielen.
„Die dezentrale Energieversorgung durch Windkraft und Photovoltaik im Landkreis, die gute Verkehrsanbindung durch die Bahn, den Elbe-Seitenkanal und - perspektivisch - die A39 bieten optimale Voraussetzungen, um die heimische Wirtschaft zu stärken und Ansiedlungen neuer Unternehmen zu ermöglichen“, so Fraktionsvorsitzender Klaus Knust.
Foto: Michalzik