UEN-Kolumne mit Professor Markus Launer: Künstliche Intelligenz und Entscheidungsforschung – IACIS Konferenz USA
- Subtitle: Suderburg
In der Forschung rund um Entscheidungstheorie und Künstliche Intelligenz ist die USA führend, und China holt kräftig auf. Im Oktober stand die Konferenz der International Association for Computer Information Systems (IACIS) in Florida an. Das Konferenzthema war wieder Künstliche Intelligenz (KI), der Nutzen einer KI-Strategie zur Förderung von Innovation, Wachstum und Produktivität in Organisationen. Ein Thema das für die Forschung von Launer wichtig ist, aber auch für unsere Hansestadt Uelzen. Denn KI wird auch das Leben und Arbeiten in unserer Region ändern.
KI ist ein Thema, dass in Deutschland noch zu wenig erforscht, und noch weniger in Geschäftsmodelle umgesetzt wird. Sehr viel KI-Forschung dreht sich eher um Datenschutz und Ethik, eher weniger um die Vermarktung von KI. Dabei ist Deutschland in der KI-Forschung gar nicht schlecht. Zum Thema KI sollen es laut dem Verband Bitcom aktuell ca. 200 Professoren / innen zum Thema KI geben. Die universitären KI-Lehrstühle beschäftigen immerhin ca. 1800 Mitarbeiter (Stand 2020). Bei SAP Business AI sollen ca. 8000 Mitarbeiter am Thema KI arbeiten, die Schwarz-Gruppe (StackIT/Schwarz IT) beschäftigt ca. 4.500 IT-Mitarbeitende, im Center of Excellence für Data Analytics & AI bei Siemens sollen es über 1.400 Daten Wissenschaftler und Analysten geben und bei Bosch im Center for Artificial Intelligence (BCAI) über 300.
In den USA lässt sich die Entwicklungen rund um KI am besten erforschen. Vor dem Hintergrund des Politikwechsels von linker zu rechter Politik gab es hier kürzlich noch einen besonderen Schub an Investitionen und Anreizen, aber auch Kürzungen. Freunden wurden bspw. Forschungsetats zum Thema Nachhaltigkeit und LGBT / Genderforschung gestrichen, KI- Forschung wird dahingegen besonders gefördert. US Tech Firmen investieren etwa eine Trillion Dollar in KI und Daten Center. Beim Round Table von Donald Trump im Weißen Haus kündigte Mark Zuckerburg (Gründer von Facebook) bspw. an, bis 2028 ca. 600 Mrd. US-Dollar in KI (und andere Bereiche) zu investieren.
Das neue Wettrennen dreht sich u.a. um die sog. Hyperscaler. Ein Hyperscaler ist ein Unternehmen, das Rechenleistung, Speicher und Netzwerkkapazitäten in extrem großem Maßstab bereitstellt – also Infrastruktur für Cloud-Computing und KI. Die größten Wettbewerber sind Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure, Google Cloud Platform (GCP), Meta Platforms, Oracle Cloud, IBM Cloud (alle USA) und die Alibaba Cloud in China. Microsoft investiert bspw. rund 80 Milliarden US-Dollar in KI-fähige Rechenzentren weltweit. Google kündigte eine Erweiterung seines Rechenzentrums-Campus in South Carolina an, in die bis 2027 etwa 9 Milliarden US-Dollar fließen. Und Meta investiert aktuell 1,5 Milliarden US-Dollar in den Bau eines neuen KI-Rechenzentrums in El Paso, Texas. Und Deutschland?
Immerhin investiert Microsoft Deutschland (München) ca. 3,2 Milliarden Euro in den Ausbau der KI- & Cloud-Infrastruktur im Ruhrgebiet und Frankfurt, Oracle Deutschland (München) investiert 1,8 Milliarden Euro in Sovereign Cloud“-Dienste, d.h. besonders sichere Cloud-Lösungen für die öffentliche Hand; auch in Frankfurt. Beides US-Unternehmen. Von Deutschen Unternehmen sind nur kleinere Investitionspläne zu finden, so etwas von Siemens, Bosch, SAP und Schwarz Digits. Die Dieter Schwarz Stiftung ist da besonders hervorzuheben, die sich aktiv am Bildungscampus Heilbronn beteiligt. Offizielle Informationen und Schätzungen reichen von 500 Mio. bis 2 Mrd. Euro.
Und wie kann Suderburg in dieser Investitions- und Forschungslandschaft mitwirken? Immerhin steht ja der erste Computer der Welt, die Zuse Nr. 3, an der Ostfalia Hochschule in Suderburg. Die Ostfalia hat zahlreiche Aktivitäten rund um KI an allen 4 Standorten verteilt, die hier nur beispielhaft aufgezählt werden können. Ostfalia ist bspw. Partner im Verbundprojekt KI4ALL mit TU Braunschweig und TU Clausthal. Ziel ist der Aufbau eines KI-Hubs, Erstellung digitaler Lehrinhalte und ein Angebot von sog. Micro Credits. Am Wolfenbütteler Campus Am Exer kooperiert Ostfalia mit TU Clausthal in einem Forschungsprojekt mit 5G-Infrastruktur und KI für ein autonomes Shuttle im Campusbereich. In Suderburg arbeiten Professoren / innen der Angewandten Informatik am Thema Neuronale Netze. An der Fakultät Bau-Wasser-Boden wird an einem digitalen Kanalnetz-Monitoring-Projekt gearbeitet. Auch die Sozialwissenschaften lehren und forschen rund um das Thema KI in der Sozialen Arbeit.
Im Bereich Betriebswirtschaft und Management forscht Launer mit einem internationalen Team von ca. 20 Forschern / innen in 14 Ländern an dem Thema Rationale und Intuitive Entscheidungen im Management über Künstliche Intelligenz. Im Prinzip geht es um die Mensch – Maschine – Interaktion. Mit Prof. Fatih Cetin von der Baskent Universität in Ankara und Prof. Joanna Paliszkiewicz vom Management Institut der Warschau University of Life Science, wurden bei der o.g. IACIS Konferenz die ersten Ergebnisse präsentiert. Mit den o.g. 20 Forschern / innen startete Launer nun in 14 Ländern interkulturelle Studien zum Thema KI und Entscheidungstheorie.
Immer häufiger nutzen Menschen KI bewusst oder unbewusst für Entscheidungen im Alltag oder Geschäftsleben. Die KI ist bereits in vielen Software Anwendungen und sog. Apps integriert. Die erste Fragestellung des Forschungsteams war: Welche Menschen nutzen KI um eigene Entscheidungen zu überprüfen bzw. zu validieren? Welche Menschen nutzen demgegenüber KI kreativ um Entscheidungen online über das Internet vorzubereiten? Die Hypothesen wurden bestätigt: rationale Entscheidungstypen überprüfen eigene Entscheidungen mit KI, emotionale Entscheider arbeiten mit der KI eher explorativ und kreativ, d.h. lassen sich auch davon beeinflussen. Und wer trifft die besten Entscheidungen? Menschen die beide Entscheidungssysteme nutzen. Aus dem internationalen Team war auch Prof. Piotr Pietrzak mit dabei, ebenfalls von der Warschau University of Life Sciences. Er präsentierte wie KI die Nachhaltigkeit in Organisationen fördern kann.
Die Ergebnisse des Forschungsteams zu Mensch-Maschine-Interaktionen wurden anschließend namhaften Forschern / innen in den USA vorgestellt. Ziel war es neue Forschungskooperationen anzustreben und die Suderburger Studien international auszudehnen – mit Erfolg. Launer besuchte einen der renommiertesten Forscher für KI, Prof. Kuachin Chen, der an der Western Michigan University in Kalamazoo lehrt und forscht. Dort wurden nicht nur die Auswertungen besprochen, sondern auch neue Forschungsanträge rund um das Thema KI erarbeitet. Besonders interessant ist derzeit das Thema persönliche Erfahrungen von Menschen in die KI zu bringen.
Mit dem international anerkannten Forscher Prof. Cihan Cobanoglu wurden an seiner Virscend University die neu erhobenen Daten besprochen und internationale Kooperationsmöglichkeiten gestartet. Mit seinem Team sollen nun die Ergebnisse zu Intuition und KI ausgewertet werden. Dazu traf Launer Dr. Omar Parves von der Florida State University aus Tallahassee und Dr. Sinan Bayar von der Virscend University in Irvine (CA). Die USA Reise endete mit einem Vortrag über das Forschungsprogramm und das neue Messinstrument zu rationalen und intuitiven Entscheidungen am Shidler College of Business an der University Mānoa. Organisiert war der Vortrag von Dr. Lenna Shulga und Dr. Ingrid Lin, die sich an der Forschung beteiligen möchten.
Neben den Forschungsdetails rund um KI waren aber auch die neuesten politischen Entwicklungen in den USA im Vergleich zu Europa und Deutschland immer wieder ein Thema. Die Tendenzen in Deutschland, zunehmend auf Islamisierung und Diversität zu setzen, ist in den USA immer weniger verständlich. Beunruhigend wird in den USA von der steigenden Kriminalität in Deutschland gesprochen, den Messerstechereien und Vergewaltigungen sowie den Demonstrationen gegen Juden auf deutschen Straßen. Es kommt immer wieder die Frage auf, kann man noch sicher nach Deutschland reisen? Die neue Tendenz in den USA geht dahingegen eher dazu Kriminalität zu bekämpfen, gigantisch große Korruption zu verhindern, und illegale Einwanderung rückgängig zu machen. Es wird versucht sich vor dem Islam zu schützen anstatt ihn zu fördern. Launer war hier völlig überfordert und hielt sich stark zurück. Doch eines wurde klar, hier entwickeln sich Welten auseinander.
Für viele hört sich eine solche Reise aufregend an. Launer lebte zuvor neun Jahre in den USA und kennt bereits viele Regionen. Für ihn waren es daher endlos viele Meetings, Vorträge, Lunches, Dinners, Flüge, Busfahrten und ständig wechselnde Hotels. Doch was war denn nun das Hauptgefühl, dass Launer aus den USA mitbringt? Jetlag! Letzten Endes ist man durch die Zeitverschiebung ständig müde und bekommt viel zu wenig Schlaf. Und mit 2 Metern Körpergröße lässt sich in Flugzeugen im Sitzen nur sehr schlecht schlafen.
Foto: privat