Nach tödlichem Angriff im Hundertwasserbahnhof: Haftbefehl wegen Totschlags gegen Heranwachsenden - Verdächtiger kurz zuvor aus Polizeigewahrsam entlassen
Uelzen. Haftbefehl wegen Totschlags erließ das Amtsgericht Uelzen auf Antrag der Staatsanwaltschaft Lüneburg am heutigen Montag gegen einen 18-Jährigen nach dem Gewaltdelikt vom Wochenende (siehe weitere Berichte auf dieser Seite). Der junge Mann wurde in eine Justizvollzugsanstalt überstellt. Es handelt sich bei dem Verdächtigen um einen Heranwachsenden aus Marokko, der bis zur Tat in einer Unterkunft in Uelzen lebte. Er war der Polizei im Juni dieses Jahres erstmals aufgefallen, vor allem wegen Eigentumsdelikten, aber auch wegen einfacher Körperverletzung.
Die Uelzener Politik hat entsetzt auf die brutale Tat reagiert: https://www.uelzener-nachrichten.com/blaulicht/6182-politik-reagiert-entsetzt-nach-toedlicher-gewalttat-im-uelzener-hundertwasserbahnhof
Der 18-Jährige ist dringend tatverdächtig, in der Nacht zu Sonntag im Uelzener Hundertwasserbahnhof einen 55-Jährigen in einem Treppenaufgang zum Gleiskörper gestoßen, bzw. ihm einen Tritt versetzt zu haben, sodass der Mann mehrere Stufen die Treppe herunterstürzte und ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt. Schlimm: Möglicherweise war der 55-Jährige ein reines Zufallsopfer, das nur zur falschen Zeit am falschen Ort wahr. Ob das wirklich so war, oder ob es möglicherweise zuvor einen Streit gegeben hatte, ist laut Polizei derzeit Gegenstand der Ermittlungen.
Trotz des schnellen Einsatzes von Rettungskräften und einer Reanimation verstarb der 55 Jahre alte in Lüneburg wohnende Mann vor Ort. Zeugen beobachteten den Vorfall. Eine Streife der Bundespolizei nahm den flüchtenden 18-Jährigen im Bereich des Bahnhofs vorläufig fest. Im Einsatz waren auch Rettungskräfte der Uelzener Feuerwehr, die Amtshilfe für die Polizei leistete.
Einsatzkräfte der Lüneburger Tatortgruppe sowie Ermittler des Uelzener Kriminalermittlungsdienstes übernahmen noch in der Nacht die Tatortarbeit und die Ermittlungen. Parallel wurde in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Lüneburg sowie einem Bereitschaftsrichter aufgrund des Verdachts der Drogenbeeinflussung eine Blutentnahme bei dem Heranwachsenden veranlasst.
Der Leichnam des 55-Jährigen wird derzeit in Hamburg obduziert. Ein Ergebnis liegt dazu bis dato noch nicht vor.
Bereits im Verlauf des Samstags war der 18-Jährige polizeilich in Erscheinung getreten. In den Mittags- sowie den frühen Nachmittagsstunden war der Heranwachsende bei einem Taschendiebstahl sowie einer Körperverletzung in der Uelzener Innenstadt sowie am Uelzener Bahnhof aufgefallen. Dabei hatte der junge Mann gegen 14.20 Uhr am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) einem 31-Jährigen mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. In diesem Fall ermittelt die Polizei wegen einfacher Körperverletzung. In Absprache mit einem Bereitschaftsrichter nahm die Polizei den 18-Jährigen zur Verhinderung weiterer Straftaten am Samstagnachmittag in Polizeigewahrsam. Nach Ablauf der freiheitsentziehenden Maßnahmen wurde der Heranwachsende am Samstag um 21 Uhr wieder entlassen, nachdem die Geschäfte geschlossen hatten.
Auch für die weiteren Ermittlungen sucht die Polizei aus der betreffenden Nacht (14.07.24, 01:30 Uhr) weitere Zeugen/Bahnreisende, die möglicherweise den Vorfall im Treppenabgang zum Gleis 301 wahrgenommen haben. Diese werden gebeten sich mit der Polizei Uelzen, Tel. 0581-930-0, in Verbindung zu setzen.
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