Von Michael Michalzik
Uelzen. Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Landkreis Uelzen ist im vorigen Jahr weiter zurückgegangen. Diese positive Bilanz kann die Polizeiinspektion Lüneburg/Uelzen/Lüchow-Dannenberg ziehen. Allerdings ist die Zahl der tödlichen Unfälle im Landkreis Uelzen weiter gestiegen – von 4 im Jahr 2021 auf 9 im Jahr 2022. Insgesamt ereigneten sich auf Uelzens Straßen im vorigen Jahren 2.458 Unfälle, im Jahr davor waren es noch 2.598 gewesen. Die Zahlen sinken nach einem Höchststand 2018 inzwischen kontinuierlich.
Große Sorgen bereiten Polizeihauptkommissar Andreas Dobslaw, Sachbearbeiter Verkehr, und seinen Kollegen aber weiterhin die schweren und tödlichen Baumunfälle, die in Niedersachsen seit jeher sehr zahlreich sind: Landesweit ist die Zahl der bei Baumunfällen tödlich verunglückten Personen leicht gestiegen, von 96 im Jahr 2021 auf 97: „Aber unser Bereich ist immer ganz vorn mit dabei“, erklärt Dobslaw im Gespräch mit den Uelzener Nachrichten. 13 Menschen starben im vorigen Jahr im Landkreis Uelzen durch Baumunfälle, 2021 waren es 7. Dabei sei es durchaus möglich, schützende Maßnahmen an neuralgischen Punkten zu ergreifen: „Kleine Fahrfehler müssen nicht tödlich enden.“
Immer schwieriger wird es für die Polizei inzwischen, Ursachen für tödliche Unfälle insgesamt festzustellen. Früher habe man auf der Landkarte Schwerpunkte erkennen und daraus seine Schlüsse ziehen können: „Inzwischen kann man kein Muster mehr nachvollziehen“, so Dobslaw. Die Polizei vermutet in vielen Fällen Ablenkung und menschliche Fehler – auch durch die inzwischen überbordende mediale Ausstattung von Neufahrzeugen: „Wer so etwas hat, will damit auch spielen“, sagt der Verkehrsicherheitsexperte, der vermutet, dass Ablenkung in den kommenden Jahren ein immer häufigerer Grund für Unfälle sein wird – zusammen mit hohem Tempo und zu geringem Sicherheitsabstand.
Bei den Unfällen mit Personenschäden im Landkreis bereiten der Polizei nicht mehr die jungen Fahrer die größten Sorgen: „Wir haben kein Problem mehr mit ‚jungen Wilden‘, die fallen nicht weiter auf“, erklärt Andreas Dobslaw. 2022 lag die Zahl der verunfallten Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren bei 365 (2021: 468). Aber: Im vorigen Jahr waren 529 verunglückte Fahrer älter als 65.
Einen intensiven Blick wirft die Polizei auch auf Unfälle mit Radfahrern und Pedelecs, die Zahlen nehmen weiter zu. In Berlin gemachte Gesetze ließen sich eben nicht überall hin übertragen: Immer noch hätten Zweiradfahrer zu viele, oft verwirrende, Optionen, wo sie langfahren dürften: „Die Regeln müssten sich mehr an der Realität orientieren.“ Radverkehr müsse sicher sein: „Helm und Radweste? Für mich ist es schick, wenn es sicher ist.“ Wichtig sei aber auch, dass andere Verkehrsteilnehmer sich an die neuen Realitäten gewöhnten. Etwa daran, dass die schmale Silhouette eines älteren Herren auf einem Fahrrad inzwischen durchaus flottes Tempo bedeuten könne, wenn es sich um ein E-Bike handele.
2023 wird die Polizei im Landkreis Uelzen massive Kontroll-Schwerpunkte auf der B4 nördlich von Uelzen setzen – bis zum Abschluss der Umgestaltung. Die Verkehrsbeteiligung von Senioren müsse aufgrund der Unfallzahlen weiterhin im Fokus stehen. Bei der Verkehrsüberwachung wird die Polizei in der Region auch weiterhin den baulichen Zustand benutzter Kraftfahrzeuge besonders ins Auge fassen. Die Arbeitsgruppe „Poser“ am Standort in Uelzen, welche inspektionsübergreifend tätig ist, wird ihre Kontrollaktionen auch im Jahr 2023 fortführen.
Für Andreas Dobslaw war es die letzte vorgestellte Verkehrsunfallstatistik: Der Polizeihauptkommissar geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Der hohe Aufwand der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit sei aber absolut gerechtfertigt, stellt der Experte mit Blick auf die zusammenfassende Grafik der vergangenen 15 Jahre fest: „Die Zahlen sinken. Darauf kann man schon ein wenig stolz sein.“
Grafik: Polizei /Foto: privat