Landtagsabgeordneter Jan Henner Putzier im Gespräch mit den Uelzener Nachrichten: „Politik ist keine Magie – man hat es immer mit Realitäten zu tun“
Von Michael Michalzik.
Uelzen/Landkreis. Seit September 2023 ist Jan Henner Putzier Mitglied des Niedersächsischen Landtags. Am Ende des ereignisreichen Jahres 2024 zieht der Sozialdemokrat im Gespräch mit den Uelzener Nachrichten Bilanz.
Als Nachrücker für Dr. Thela Wernstedt (jetzt Präsidentin der Klosterkammer Hannover) nahm Putzier im Herbst vergangenen Jahres seinen Platz im Plenum ein – mitten im laufenden Betrieb: „Ich musste erst reinwachsen.“ Das begann erst einmal damit, sich in dem großen Gebäudekomplex zurechtzufinden. Sofort ging es an die Arbeit, der Uelzener übernahm einen Platz im Ausschuss für Wissenschaft und Kultur, dort setzt er sich unter anderem für den Bereich Erwachsenenbildung ein, der ihm besonders am Herzen liegt.
Die Aufgaben seien enorm spannend. Nur machten sich viele Menschen keine Vorstellung davon, wie intensiv und zeitaufwändig die Arbeit eines Landtagsabgeordneten sei. Putzier, der seit 2016 dem Uelzener Kreistag angehört und dort seit 2021 Vorsitzender der SPD-Fraktion ist: „Die Arbeit im Landtag ist grundsätzlich schon mit der im Kreistag vergleichbar.“ Allerdings sei in Hannover eine Verrohung der Sprache bei manchen Fraktionen festzustellen: „Es sind Dinge sagbar geworden, die es vor einigen Jahren noch nicht waren.“
Ein fester Bestandteil der Arbeit Putziers ist der Dialog mit den Menschen vor Ort. Ob ein Tag im Thalia-Team oder im Kindergarten – und wie jüngst eine 14-Stunden-Schicht mit Rettungssanitätern: „Das war toll und total beindruckend. Es ist eine ganz andere Sache, die Welt einmal direkt aus dieser Perspektive zu betrachten, anstatt immer nur mit den Berufsverbänden an einem Tisch zu sitzen.“
In der Politik, so Putzier, würden „meist dicke Bretter gebohrt“: „Das betrifft in der Regel mehrere Ebenen.“ Die Aufgabe sei es, diese Ebenen zur Zusammenarbeit zu bewegen, um wirkliche Ergebnisse zu erzielen. Allerdings sei Politik keine Magie – man habe es immer mit Realitäten zu tun, beispielsweise bei der Frage, wo das Geld herkommen solle: „Es ist leicht, wenn man in der Opposition sitzt. Das ist es aber nicht, wenn man Regierungsverantwortung hat.“
Für den Landkreis Uelzen sieht der Landtagsabgeordnete große Chancen in den regenerativen Energien – aber nicht nur in der reinen Erzeugung: „Der Strom muss ja nicht gleich über die Trasse nach Bayern geschickt werden. Wir müssen sehen, was wir hier vor Ort Gutes tun können, um mit grünem Strom Unternehmen zu binden und Arbeitsplätze zu schaffen.“ An den künftigen Einnahmen müssten auch die Gemeinden im Landkreis beteiligt werden. Im Landkreis Uelzen habe man die Zeichen der Zeit erkannt: „Der künftige BBS-Campus setzt auf Ausbildungsqualität. Das ist ein Standortvorteil.“ Auch mit dem Programm zum Fachkräftemarketing gehe der Landkreis einen sehr guten Weg. Was den Bau der A39 angeht, erklärt Putzier: „Es wäre begrüßenswert, die Diskussion nicht immer wieder neu führen zu wollen.“ Die Entscheidung für den Autobahn-Lückenschluss zwischen Lüneburg und Wolfsburg sei nun einmal beschlossene Sache.
Mit dem Blick über die Kreisgrenze schaut Jan Henner Putzier auf die „große Welle bei Volkswagen“: „Es darf keine Werksschließungen geben. Wenn eine solche Infrastruktur einmal zerstört ist, kommt sie nicht wieder.“ Uelzen selbst habe keine größeren Zulieferer-Ansiedlungen, die Auswirkungen auf den Landkreis seien noch nicht abzuschätzen. Was den Wolfsburgern gut zu Gesicht stünde, wäre ein marktgerechtes Angebot mit einem echten Volkswagen im Programm: „Mir ist auch ein ID.3 im Grunde noch zu groß.“
Ein weiterer Perspektivwechsel im Gespräch mit den UEN: Jetzt geht der Blick in Richtung Berlin. Scholz oder Pistorius? „Scholz, ganz klar“, entgegnet Putzier. Und die FDP? „Die FDP hat bereits wichtige Rollen gespielt und große Persönlichkeiten hervorgebracht. Aber nicht diese FDP. Sie hat sich disqualifiziert. Diese Art und Weise, mit Verantwortung umzugehen, macht einen fassungslos. Das ist schäbig.“
Zurück nach Uelzen: Das Ziel sei eine ruhige Weihnacht im Kreis der Familie während der terminarmen Zeit, erklärt der Landtagsabgeordnete. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und den beiden Hunden besinnliche Tage verbringen, ein gutes Buch lesen – und auch diesen Jahreswechsel wieder böllerfrei begehen.
Fotos: privat