„Wein-Lese“: „Ein Sommertag im Krieg“ - Der Kosovo-Einsatz der Bundeswehr vor 25 Jahren
Uelzen - Nein, vollbesetzt ist der Vortragsraum im Martin-Luther-Haus am Dienstagabend ganz gewiss nicht, als Werner Pfeil aus der Senne-Gemeinde Hövelhof aus seinem nach Tagebuch-Einträgen geschriebenem Buch „Ein Sommertag im Krieg“ vorliest. Aber die, die sich an diesem Abend auf den Weg gemacht haben, bekommen einen tiefen Einblick in die Seelenlage des Berufssoldaten Werner Pfeil. „Es ist ein ganz persönliches Buch“, so schickt er voraus und erwähnt, dass sein bereits 2019 erschienenes Buch „Pflicht-Lektüre“ sei für alle „Neuen“ im Kosovo-Einsatz. Denn nach wie vor sind deutsche Truppen auf dem Balkan im Einsatz. Erst diesen Monat verlängerte das Bundeskabinett die Einsatzdauer im Kosovo.
Pfeil schildert die chaotischen sanitären Zustände in Griechenland und Mazedonien, wo die Truppe verweilte, bevor der Einmarsch-Befehl in Richtung Kosovo erfolgte. Doch auch im technischen Bereich lag (liegt vielleicht immer noch?) vieles im Argen. Wegen nicht ausgeführter ASU und TÜV hätten rund 50 % der eingesetzten Fahrzeuge eigentlich gar nicht teilnehmen dürfen. Dann kam der Tag, an dem die Panzer und die anderen militärischen Begleitfahrzeuge die Grenze passierten und damit in dem Land waren, dass zwischen den Serben und den Kosovaren zum Streitapfel geworden war. „Werden wir töten müssen?“ Das wollte damals ein Kamerad von Pfeil wissen, und er stellt diese Frage auch hier an diesem Abend in den Raum. Ja, so gab er gleich als Antwort dazu, wenn es dem Selbstschutz dient. Ansonsten war es damals die Aufgabe der Deutschen, in der Region deeskalierend zu wirken, die Entwaffnung der zerstrittenen Parteien zu überwachen und zu begleiten, ein sicheres Umfeld zu schaffen, Verletzte sicher in die nächstgelegene Krankenstation bringen …. Kein leichtes Unterfangen in einer Region, wo zeitgleich neben brutalen ethnisch-religösen Kriegshandlungen noch so manche Familien-Fehde beglichen wurde.
Werner Pfeil macht deutlich, dass all dies kein Spaziergang war und dass er sehr glücklich sei, alle seine Einsätze – u.a. auch Afghanistan - unbeschadet an Leib und Seele überstanden zu haben. Vielen seiner Kameraden sei es nicht so gut ergangen, so mancher habe einen „Knacks für immer“.
Eine rege Diskussion beendet diesen informativen und aufrüttelnden „Wein-Lese“-Abend.
Foto: Veranstalter