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Uelzen

Endlich hat Tikaré wieder einen Krankenwagen

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Uelzen. Uelzens Partnerort Tikaré  liegt in Westafrika, in der Sahelzone, im Staat Burkina Faso. In der gesamten Region mit über 60.000 Einwohnern gibt es kein Krankenhaus. Einige Dörfer haben aber eine Krankenstation, geleitet von einer Schwester oder einem Pfleger, ausgerüstet mit ein wenig Verbandsmaterial, einigen Liegen und einem Raum für Geburtshilfe.

Die hygienischen Verhältnisse sind sehr einfach, die Mitarbeiter sind ausgebildet und tun, was sie können. Aber bei Unfällen, größeren Verletzungen, schweren Krankheiten oder Geburtsproblemen sind sie schlicht überfordert. Dann hilft nur noch der schnelle Transport der Patienten in das nächste Krankenhaus in Kongoussi, der Regionalhauptstadt der Provinz Bam. Auf direktem Weg von Tikaré 25 Pistenkilometer entfernt, sind es aus entlegenen Dörfern auch schon mal 50 oder 60 km. 

Nach langem Warten und ständigem Beharren bekam der Ort vor zehn Jahren vom Staat Burkina Faso einen Krankenwagen zur Verfügung gestellt, einen neuen Mitsubishi Pajero, Modell Ambulanz, ausgerüstet mit einer Liege und medizinischem Gerät zur Erstversorgung. Ein Motordreirad mit Ladefläche aus chinesischer Produktion stand der Krankenstation ebenfalls für kleinere Transporte zur Verfügung.

Fahrten auf westafrikanischen Pisten lassen besonders schnell die Reifen verschleißen. So schickte der 1992 gegründete Uelzener Tikaré-Verein acht Ersatzräder als kleine Unterstützung nach Afrika.

Im Sommer 2018 aber geschah eine Katastrophe: Der Krankenwagen erreichte gerade Kongoussi, an Bord eine schwangere junge Frau mit Komplikationen, als plötzlich ein Kind von den Wagen lief, dem Fahrer gelang noch ein Ausweichmanöver, aber dann krachte er frontal gegen einen großen Baum neben der Piste. Fahrer und Patientin wurden verletzt, der Krankenwagen erlitt Totalschaden. Die Patientin und ihr ungeborenes Kind starben  beim Weitertransport in die 100 Kilometer entfernte Hauptstadt Ouagadougou.

Sowohl die Einwohner in Tikaré als auch der Uelzener Verein hofften auf Ersatz des Krankenwagens durch den burkinischen Staat. Doch die Monate vergingen und nichts geschah, vor Ort behalf man sich schließlich mit einem weiteren immerhin überdachten Motordreirad, aber spätestens in der Regenzeit im Sommer 2019 erwies sich dieses als völlig unzureichend.

Im Uelzener Tikaré-Verein reifte unterdessen der Plan, mit einem Ersatzkrankenwagen aus der Misere zu helfen. Ein gebrauchtes Allradfahrzeug gleichen Modells sollte es sein, die nötigen Einbauten könnten vor Ort in Afrika installiert werden. Nach langem Suchen wurde der Verein bei einem Händler in Uelzen fündig. Der Mitsubishi wurde gekauft, 1000 Kilometer getestet und für gut befunden. So kam er in Hamburg an Bord eines Schiffes, das ihn nach Ghana brachte. Die Uelzener Vereinsmitglieder sorgten auch für Zusatzausrüstung und Verschleißteile wie Ersatzfilter, weitere Räder, Sicherheitsausrüstung, Feuerlöscher, Verbandskästen, Kanister und Warnwesten. In Tema konnte Yassia, „der Mann in Tikaré“, den Mitsubishi heil in Empfang nehmen und nach Bezahlung aller Gebühren damit die nächsten 1.000 Kilometer durch Ghana und Burkina nach Tikaré weiterfahren. Dort war die Freude groß, als der Wagen die erste Runde durchs Dorf machte. Insgesamt hat das Projekt gut 10.000 Euro gekostet, wofür der Tikaré-Verein allen Spendern, dem Lions Club Uelzen und der Stadt Uelzen dankt, die mit ihren Beiträgen das Gelingen dieses Projekts ermöglicht haben.

Aktuell wird die Arbeit von Frauengruppen im Gartenbau mit der Anschaffung von mobilen Wasserpumpen sowie die Ausbildung von Mädchen und Frauen in der Haltbarmachung von Obst und Gemüseprodukten unterstützt. Die Früchte sind nach der Erntezeit zwar im Überfluss vorhanden, verderben dann aber schnell.

Wer die Partnerschaft mit Tikaré in Afrika unterstützen möchte, kann folgendes Spendenkonto nutzen: DE27 2585 0110 0000 7166 05 bei der Sparkasse Uelzen.

Weitere Informationen über den gemeinnützigen Verein Tikaré e.V. gibt es unter www.Tikare.de oder bei Elke Laubner in Uelzen, Telefon 0581-38 96 98 8 und bei Hans Peter Hauschild in Ebstorf, Telefon 05822-1461.

Fotos: privat