„Wir können nicht bei jeder Inzidenzschwankung wieder schließen oder öffnen“
Uelzen/Lüneburg. Das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen hat am Dienstag das landesweite Tourismus-Verbot für Gäste aus anderen Bundesländern gekippt. Reicht das aus, um den Tourismus in der Region wieder auf die Beine zu bringen? Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH, nimmt im Interview mit den Uelzener Nachrichten Stellung.
Sehr geehrter Herr von dem Bruch, ist diese Entscheidung ein Durchbruch, oder reicht das noch nicht aus, um den Tourismus, Hotellerie sowie Gastronomie in der Lüneburger Heide wieder auf die Beine zu bringen?
Ulrich von dem Bruch: Das ist bei weitem nicht der Durchbruch. Wir haben immer noch die Einschränkungen durch die Belegungsgrenze von 60 Prozent sowie die Testpflicht, die viele Gäste vom Urlaub abhalten. Zudem gibt es weiterhin eine Reisezurückhaltung bei der Zielgruppe Ü60, wahrscheinlich, weil dort noch viele Impfungen fehlen. Es steht also gar nicht das volle Marktpotenzial zur Verfügung, sondern nur 70 Prozent für uns. Aber es ist immerhin einmal ein Schritt in die richtige Richtung.
Rettet dieser kurzfristig ergangene Entscheid die Pfingsttage, die ja in normalen Zeiten traditionell bei uns gebucht sind?
Ulrich von dem Bruch: Nein, nachdem die ausgebuchten Betriebe am 10. Mai allen Gästen absagen mussten, haben diese sich meistens in andere Bundesländer orientiert. Wir bekommen sie also nicht wieder, und die Zeit bis Pfingsten ist jetzt sehr kurz. Wir rechnen nicht damit, dass wir die erlaubten 60 Prozent noch schaffen können. Höchstens im Campingbereich ist das möglich,durch die vielen Wohnmobilisten. Der finanzielle Schaden, den die Landesregierung angerichtet hat, ist leider sehr hoch für die Betriebe.
Welche weiteren Lockerungen müssen nun ergehen, damit unsere Hotellerie und Gastronomie wieder Atem schöpfen können?
Ulrich von dem Bruch: Es gibt ja den Stufenplan 2.0, der den Tourismus inkludiert. Der müsste dringend in Kraft gesetzt werden, er liegt jetzt schon zu lange in der Schublade der Regierung. Wir haben aktuell sehr gute Inzidenzwerte, der Landkreis Uelzen ja heute von 15, aber immer noch die Sperren der höchsten Stufe unter 100. Wir brauchen Tourismus und Gastronomie ohne Beschränkungen, um das aktuelle Marktpotential von nur 70 Prozent in Verdienst umzuwandeln. Zudem brauchen wir eine konstante Zusage der Öffnung, wir können nicht bei jeder Inzidenzschwankung wieder schließen oder öffnen. Die Waren, die dann verderben, sind zu kostspielig. Die Gesundheitsämter bescheinigen uns, dass es keinen einzigen Coronafall unter den Urlaubern in 2020 gegeben hat. Wir würden uns freuen, wenn das auch mal die Landesregierung zur Kenntnis nimmt. Wir wollen und können sicheren und dauerhaften Tourismus.
Foto (Lüneburger Heide GmbH): Ulrich von dem Bruch